Apple-Fabrik in China steht unter Beschuss
In einem Streit um illegale Arbeitsbedingungen an einer großen Produktionsstätte für Apples iPod in China unterlagen jetzt die Journalisten, die den Skandal aufgedeckt hatten, bei einem Gerichtsverfahren.
Ihr Vermögen wurde eingefroren, nachdem die Firma sie wegen übler Nachrede verklagt hatte, die für Apple in China den iPod herstellt. Dagegen schreiben Organisationen wie Reporter ohne Grenzen jetzt an. Zusätzlich sieht sich Apple gezwungen, zu reagieren und will eine Fakten-Findungs-Kommission nach China schicken, um vor Ort die Vorwürfe zu prüfen.
Wie die dpa unter Berufung auf chinesische Medien berichtete, hatten Weng Bao und Wang You, beide bei der Wirtschaftszeitung China Business News angestellt, die Zustände in der Fabrik beschrieben. Demnach sollen die Produktionsarbeiter am Fließband regulär 15 Stunden unter bedenklichen Bedingungen arbeiten und dafür auch für chinesische Verhältnisse einen Hungerlohn erhalten. Es ist von 50 Dollar pro Monat die Rede.
Daraufhin hatte Foxconn die beiden Journalisten erfolgreich wegen Imageschädigung und übler Nachrede verklagt. Der Firma gehört der Apple-Vertragspartner Hongfujin Precision. Sie beschäftigt allein in der südchinesischen Stadt Shenzen, über die Weng und Wang berichteten, 200.000 Menschen. Zwar sei dort bislang niemand für Stellungnahmen zu den Vorfällen bereit gewesen, heißt es. Auch von Seite der Arbeitervertretung gibt es aktuell keine Informationen. Doch Apple will die Bedingungen jetzt untersuchen lassen.
In der so genannten iPod-City wird die Mehrheit der beliebten Musikgeräte hergestellt. Bei einer Absatzzahl von insgesamt 50 Millionen verkauften Geräten seit dem Start im Jahr 2001 wird demnach ein Großteil des Wertes, den die US-Firma Apple verbucht, hier geschaffen. Das stört demnach selbst die chinesische Regierung. So habe sich nicht nur die Zeitung, bei der die Journalisten angestellt sind, dagegen gewehrt, dass sie eine Strafzahlung von 3,77 Millionen Dollar aus eigener Tasche zahlen sollen, wie das Gericht befand. Juristen aus dem ganzen Land sagten demgemäß, das Regionalgericht Shenzen habe mit dem Urteil seine Kompetenzen überschritten.
Auch große Tageszeitungen, die in Staatshand sind, stellten sich öffentlich hinter die beiden Journalisten. Diese hätten weder ethische, noch journalistische oder rechtliche Grenzen überschritten, sondern im Gegenteil wahrheitsgetreu berichtet. Interessant wird die Affäre aber nicht nur beim Blick auf die US-Firma Apple, die einen echten Verkaufsschlager preisgünstig in China produzieren lässt, den sich dort wohl die wenigsten Leute leisten können. Foxconn ist eine Tochterfirma eines Konzerns, der aus Taiwan kommt. Die Beziehungen zwischen China und Taiwan gelten seit mehr als einem halben Jahrhundert als nicht existent.