SOA aus dem Blickwinkel der Hersteller
Dass serviceorientierte Architekturen langfristig sinnvoll sind, dürfte inzwischen bei den Anwendern angekommen sein. Doch die Frage nach der Implementation lässt Spielraum für verschiedene Interpretationen.
Soweit unterscheidet sich der Ansatz vom klassischen SOA-Gedanken nur darin, dass der Hersteller mit der Plattform NetWeaver und passenden Werkzeugen eine Grundlage dafür geliefert hat. NetWeaver soll dabei als offene Integrations- und Applikationsplattform für die Partner fungieren. Doch ESA ist SAP zufolge mehr als SOA – nämlich eine um betriebswirtschaftliche Logik ergänzte SOA. Als Konzept beinhaltet sie neben der Entwicklung, Verwaltung und Komposition der Applikationsfunktionalität durch Web Services auch eine einfache Geschäftslogik, die die Umsetzung direkter an die Unternehmensbedürfnisse anpasst.
In ESA, so beschreibt der Konzern, können so genannte Enterprise Services beschrieben werden, beispielsweise eine Auftragsstornierung. Da diese mehr beinhaltet als das Löschen eines Datensatzes, greifen alle Elemente der SAP-ESA: Der Service wird aus dem Enterprise Service Repository heraus generiert und in SAPs ‘Composite Application Framework’ zu einer eigenen SOA-Anwendung (Composite Application) zusammengefügt, die aus mehreren, in der Geschäftslogik zusammengehörenden Web Services bestehen kann, die vorhandenen Anwendungssilos überwindet und wiederverwendbar ist. So will die SAP eine einfache und flexible Entwicklung von Geschäftsprozessen ermöglichen. Und eine ganze Reihe von neuen, verzahnten Lösungen unter die Leute bringen.
Vieles geht auch mit Java
Für Christoph Strack, Software Architect bei Sun Microsystems, sind andere technische Fragen bei SOA interessant. Für den Java-Vater Sun ist die Frage, ob man SOA nicht auch mit Java-Grundlagen und XML-Sprachen bauen kann, noch nicht ganz ausgefochten. Dort wurde vor einigen Jahren der Versuch gestartet, mit ‘JSR 208’ eine Standardisierung für Web Services, beziehungsweise für die Sprache, die SOA-Umgebungen sprechen sollen, zu etablieren. Ihm zufolge ist heute BPEL auch für Sun mittlerweile eine feste Größe, jedoch hat JSR208 als Java Business Integration (JBI) überlebt. “In diese Spezifikation haben auch Anwender wie die Deutsche Post Ideen eingebracht – neben Konzernen wie IBM und Oracle oder auch Bea Systems. Die sind heute nicht mehr an Bord, doch Firmen wie Tibco arbeiten weiter mit uns an der Vervollkommnung”, sagt Strack.
Schlussendlich sei die Frage aber nicht alternativ zu beantworten. Heute, so sagt er, böte jeder Hersteller seine eigene Lösungspalette für den SOA-Aufbau. Die einzelnen Lösungen basieren auf denselben Sprachen und seien dabei kompatibel. Das wisse er im speziellen von dem hauseigenen Ansatz. “Der Vorteil bei JBI ist, dass von außen nur der Service in seiner Business-Funktion sichtbar ist – JBI legt unsichtbar fest, wie die einzelnen Komponenten miteinander interagieren”, so Strack.
Die BPEL zugeordneten Komponenten würden sich unterhalb von JBI “wie eine Komponente unter vielen” einordnen, meint der Software Architect. SOA an sich lege schließlich noch nicht fest, wie die Services in einzelne Prozessschichten verteilt werden können und welches Vorgehen dabei sinnvoll sei – dabei helfe JBI. Auch diese Frage sei beim Java Community Process in guten Händen und wird weiter spezifiziert und verbessert, so Strack. Folglich kann er sich SOA ohne Java schwer vorstellen.
Ein SOA-Eintopf für viele
IBM stellt unterdessen eher die Geschäfts- und die Projektseite in den Vordergrund. “Funktionierende SOA kann den Widerstand der Unternehmen und Anwender gegen Veränderungen senken”, sagt Norbert Schädler, FSS Lead Architect IBM Software Group Deutschland. Das sei ein Ausblick auf zukunftsfähige Leistungen der IT. Konkret beschäftigt ihn heute die Frage, wie bei einzelnen Szenarien in der Firma vorzugehen ist. Die einzelnen Funktionen müssen zuerst einmal gefunden werden, bevor sie neu eingebunden werden können. Und schließlich habe er von neuen SOA-Anwendern erfahren, dass sie mit ihrem gewohnten, etwas statischen Ansatz – also Schritt für Schritt vorzugehen und Zwischenergebnisse zu liefern – regelmäßig im Graben landen.
Er rät also dazu, schon frühzeitig für eine gewisse Beweglichkeit zu sorgen, um das serviceorientierte Unternehmen zu schaffen, das in Echtzeit reagieren kann. “Schließlich gibt es derzeit erst wenige Dienste am Markt, die ein neues, SOA-artiges Vorgehen bei der Integration erlauben würden”, sagt er. Dienstleister seien hierbei gefordert. “Wie die Kunden zu den Services kommen können, ist eine Frage, die heute noch jeder Hersteller für sich beantwortet”, sagt Schädler. Deshalb braucht der Anwender seiner Ansicht nach Hilfe.