Auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas schwärmte Bill Gates noch von dem Microsoft Home Server, den er zusammen mit HP im nächsten halben Jahr auf den Markt bringen will. Alles, was am Rande mit Unterhaltungselektronik zu tun hat, wird dann vermutlich über einen Quad-Core-Chip aus dem Hause Intel prozessiert werden. Aber was ist ein Server ohne vernünftiges Netz? Um diese Frage zu beantworten, betrat John Cambers, CEO des Netzwerk-Ausrüsters Cisco, die Bühne der CES.
Der Rechner hat längst in den meisten Haushalten die Schreibmaschine abgelöst. Die Entwicklung schreitet weiter voran. Auch Musik, Video, Fernsehen und allerlei Kleingeräte sollen auf dem Heim-Server landen. Schon bald könnten Stereo-Anlage, Fernsehen samt DVD-Spieler in einem kleinen Heimnetz verbunden sein, glaubt Chambers. Wenn es soweit sein soll, dann wird selbstverständlich Cisco in diesem neuen Markt das maßgebende Unternehmen sein.
Jedes Gerät soll der Zerstreuung-Suchende der Zukunft überall nutzen können, und das so einfach und sicher wie möglich. Daher sei der Consumer-Markt nun an einem neuen Punkt angelangt. Das vergangene Jahrzehnt sei von dem Übergang von analog zu digital gekennzeichnet gewesen. Nun, da die Unterhaltungselektronik mit Nullen und Einsen umzugehen weiß, sollen diese Geräte auch in einem Netz zusammengefasst sein.
Zusammen mit Jim Grubb, dem Chief Demonstration Officer bei Cisco, veranschaulichte Chambers die Vision des vernetzten Heims: Ein Lied, das man noch im Auto gehört hat, schaltet sich auf das Handheld, sobald man das Fahrzeug verlässt. Kommt man im Wohnzimmer an, blendet sich das Lied auf der Anlage des Wohnzimmers ein. Jedes Gerät synchronisiert sich automatisch und verfügt über den letzten Stand des privaten Musikarchivs, sofern das nicht in Form von Audio-Kasseten oder Schallplatten vorliegt.
Eine neue Digitalkamera etwa würde, zum ersten Mal eingeschaltet, vom Netzwerk erkannt und an den Heim-Administrator gemeldet. Der braucht nur noch per Mausklick sein Okay geben und schon ist die Kamera installiert und konfiguriert. Eltern hätten so auch Kontrolle über die Inhalte, die ihre Kinder konsumieren.
Das Ganze müsse natürlich sicher sein und sollte die Komplexität hinter den Anwendungen für den Nutzer nicht sichtbar werden lassen. Verständlich, denn wer will denn schon nach acht Stunden Arbeit vor dem Rechner, zu Hause erstmal das drathlose lokale Subnetzwerk des automatischen Garagentors neu aufsetzen, um dann vielleicht das Heute Journal anschauen zu können?
Chambers erklärte, dass Cisco mit dem Internet gewachsen sei und dass das Unternehmen damit maßgeblich das Zusammenleben und -arbeiten der modernen Gesellschaft mitbestimmt habe – mit großem Erfolg natürlich. Diese Errungenschaft wolle das Unternehmen auch beim Heimnetzwerk wiederholen.
Ciscos Strategie sei es, sich nicht auf einen einzelnen neuen Markt zu konzentrieren. Vielmehr wolle sich das Unternehmen in verschiedenen neuen Märkten aggressiv positionieren, so wie es das in der Vergangenheit auch getan habe. Und dass Cisco seine Erfolgs-Story von damals wiederholen könne, zeige ein Rückblick auf die Tatsache, dass das Unternehmen in vielen Bereichen jetzt die Nummer eins oder Nummer zwei sei. “Wenn Sie darüber nachdenken und sich fragen, ob wir hier unsere Ziele erreichen werden, dann schauen Sie zurück und betrachten unsere Erfolge”, erklärte ein selbstbewusster Chambers.
Wichtigstes Standbein des neuen Marktes, so Chambers, werde Video sein. Diese Anwendungen stellen an das Netzwerk die größten Anforderungen in Sachen Kapazität. Dank dieser “Killerapplikationen” werden die jährlichen Wachstumsraten nicht bei 50 oder 100 Prozent liegen; Chambers sieht die Zunahme der Netzwerkkapazitäten im privaten Bereich vielmehr bei 200 bis 500 Prozent. Cisco werde dabei natürlich auf Standards setzen, verspricht Chambers.
Technologisch will sich Cisco über Partnerschaften oder Übernahmen für den neuen Markt rüsten. Partnern gelobt Chambers ein “gesundes Geben und Nehmen”. Alle Beteiligte werden eine Menge Geld machen können, so Chambers: “Bis 2010 oder 2020 wird ein Nachbarschaftsnetz mehr Nutzlast haben als das gesamte Internet im Jahre 1995, und das ist für einen Netzwerker wie mich sehr spannend.”
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