Open Source Java beschwört Konflikte herauf

Stephen O’Grady, Analyst und Mitgründer der Microsoft-freundlichen US-Marktforschungsfirma RedMonk, betrachtet es als bereits ausgemacht, dass Open Source Java so oder so zu Enttäuschungen führen muss. Je nach der Lizenz, unter der Sun Microsystems die Technik bereitstellt, werde entweder die eine oder die andere Nutzer- und Entwicklergruppe das Nachsehen haben. Das ist seine feste Überzeugung.

“Es wird sich als die größte Herausforderung herausstellen, etwas zu finden, das die kommerziellen Interessen mit den Wünschen der Open Source Community in Einklang bringt”, sagte er gegenüber der US-Presse. Die jeweilige Lizenz könne nur einem “Herrn” dienen. Die Marktforschungsfirma bekennt sich klar zu IBM und Microsoft als Marktführer und beobachtet “CA, HP, BEA, Oracle, SAP und Sun” der Einordnung halber – ebenso die Open Source Community.

O’Grady führt an, dass die Open Source Community eine Veröffentlichung unter der General Public Licence (GPL) bevorzuge, die strikte Regeln über die Bereitstellung von Veränderungen und die Wiederveröffentlichung vorsieht. Andere Lizenzen wie BSD und Apache Licence sind eher auf die kommerzielle Nutzung zugeschnitten, um eine eventuelle Weiterentwicklung vor dem Zugriff durch die Rivalen am Markt zu schützen. Dort müssen die Änderungen nicht zwingend wieder der Community zur Verfügung gestellt werden.

Wie auch immer sich Sun entscheiden werde, irgend jemand sei immer unzufrieden. Die Frage, ob Open Source Java in den Linux-Kernel eingebaut werden könne, stellte er in dieser Hinsicht als nicht trivial dar, im speziellen für Sun. Auch eine so genannte Dual License, die den Anwendern die Wahl zwischen einer GPL und einer anderen Lizenz lässt, ist ihm zufolge nicht der Stein der Weisen. Die kommerzielle Lizenz, so O’Grady, mache es Unternehmen immer noch schwer, auf Java aufzusetzen, da sie hierbei nicht an Sun vorbeikämen.

Die Frage der Lizenz rückt indes immer näher. Nach der grundsätzlichen Ankündigung für Open Source Java stellte Sun in Aussicht, dass noch im Oktober dieses Jahres erste Teile des Codes veröffentlicht würden. Aus der Zentrale des Herstellers gibt es zu einzelnen Lizenzformen noch keine Angaben. Man wolle so viele Interessen wie nur möglich berücksichtigen. Wie Sun-Manager Rich Sands sagte, werde Sun sowohl die Überlegungen der kommerziellen Firmennutzer als auch die der Gemeinde aktiv einbeziehen und prüfen.

Die Sorge von Sun, die lange die Basis für eine strikte Ablehnung von Open Source Java war, drehte sich um das so genannte Forking. Stephen O’Grady befürchtet, dass sich eben dies Forking, also die Fragmentierung in unterschiedliche Ausgaben, die sich bis zur Inkompatibilität untereinander entwickeln könnten, nicht vermeiden lasse. Dies sei unabhängig davon, unter welcher der von der Open Source Initiative genehmigten 58 Lizenzen sich Java bewegen werde. Keine der Lizenzen könne dies ausschließen. Sobald der Code offen sei, seien Sun die Hände gebunden, Forking zu unterbinden.

Diesen Blickwinkel scheint auch Raven Zachary, Analyst bei der 451 Group zu kennen. Er kommt dabei zu einem überraschenden Ergebnis, das Suns alter Sorge diametral entgegengesetzt ist. Er hält schließlich die GPL für die Lizenz, die für Java am besten geeignet ist. Er sagte, es sei für Sun sogar wichtiger auf die Community als auf die reinen Geschäftsnutzer zu hören. Die Frage, wie ein quelloffenes Java auf die Entwickler wirken könne und welche Lizenz eine positive Reaktion der Millionen Entwickler erzeuge, hält er für ausschlaggebend. Unter den Firmennutzern befänden sich bereits viele Java-Kenner. Deshalb hält er die Open-Source-Fans für eine relativ neue Zielgruppe.

Für Suns ehemaligen CEO Scott McNealy stand immer die Frage der Sicherung der Kompatibilität im Vordergrund, die er durch die Öffnung gefährdet sah. Jonathan Schwartz wird sich als neuer CEO möglicherweise auch an diesem Aspekt messen lassen müssen, wenn er mit den ersten offenen Zeilen Code eine Richtung vorgibt.

Silicon-Redaktion

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