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Eine neue Art Software-Unternehmen

So manch ein Analyst mag sich vor zwei Jahren gewundert haben, als der Spezialist für Terminal-Emulation WRQ von einer Investmentgruppe unter der Führung von Francisco Partners, Golden Gate Capital und Thoma Cressey Equity Partners übernommen wurde. Trotz der soliden Marktposition könnte der Markt von WRQ nicht gerade als dynamisch bezeichnet werden.

Als ein Jahr später WRQs Rivale Attachmate von derselben Investmentgruppe gekauft und die beiden Firmen zusammengelegt wurden, fing die Angelegenheit an schon mehr Sinn zu machen. Zusammen genommen dominieren die beiden Unternehmen einzelne Märkte mit einem Anteil von bis zu 90 Prozent.

Doch schon vor einem halben Jahr warnte das Analystenhaus Gartner vor vorschnellen Rückschlüssen: “Wir glauben nicht, dass Attachmate und WRQ zusammengelegt wurden, um einfach die Wartungsumsätze aus dem Markt für Terminal-Emulation auszuschöpfen”, hieß es in einer Unternehmensbeurteilung. “Wir erwarten, dass AttachmateWRQ ihre Strategie umsetzt, ein starker Player im Integrationsmarkt zu werden.”

Allerdings attestierten die Analysten Attachmate die Notwendigkeit, eine kritische Größe im Markt zu erreichen, um gegen Konkurrenten wie IBM, Oracle oder der Software AG bestehen zu können. Durch die Übernahme von NetIQ vor zwei Monaten könnte diese Größe fast erreicht sein. NetIQ ist ein stark wachsendes und profitables Unternehmen mit Produkten für das Security- und System-Management.

Käufer und Kaufobjekt zusammen können einen Jahresumsatz von gut 400 Millionen Dollar vorweisen und Attachmate ist damit die größte privat gehaltene Software-Firma weltweit. Laut Chris Pick, Vice President für Produktmarketing bei Attachmate, ist das Ende der Akquisitionen allerdings noch nicht in Sicht. Obwohl die Investorengruppe den stattlichen Preis von 495 Millionen Dollar berappen musste, hat sie sich vorgenommen, das jetzige Gebilde zu einem Unternehmen mit mindestens einer halben Milliarde Dollar Umsatz zu formen – mitunter durch Akquisitionen.

Das Geld dafür soll nicht allein aus der Tasche der Investoren kommen. Attachmate und NetIQ waren beide schon profitabel und sollen es in naher Zukunft noch mehr sein. “Da wir von der Börse genommen wurden und die Verwaltung mit Attachmate teilen, können wir auf den eigenen Overhead verzichten”, sagt Pick. “Der hat immerhin 7 Prozent des Jahresumsatzes gekostet.”

Das gemeinsame Unternehmen hat sich vorgenommen, eine führende Rolle in den Bereichen Funktionserweiterungen für Mainframes, IT-Management und Sicherheit zu spielen. “Extend, manage, secure” lautet das griffige Motto der Gruppe. Auffällig dabei ist, dass die einzelnen Produkte in ihren Märkten eine führende Stellung innehaben. “Auch NetIQ dominiert fünf der sechs Segmente, in denen es involviert ist”, sagt Pick.

Diese ‘Best of Breed’-Strategie soll konsequent weiterverfolgt werden. Auch künftige Akquisitionen sollen Marktführer ins Haus bringen. Insbesondere Spezialisten aus den Bereichen Sicherheit, IT-Management und Compliance, die jeweils führend in ihren Marktnischen sind, wären gefragt.

Silicon-Redaktion

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