Categories: Management

Deutsche Prüfer verdächtigen russischen TK-Minister

Heimlich hatte er mithilfe von Briefkastenfirmen und der deutschen Commerzbank die ihm anvertrauten Firmen aus Staatseigentum zum eigenen Vorteil und ohne Wissen Wladimir Putins privatisiert.

Das entdeckten deutsche Strafverfolger von Wirtschaftskriminalität zusammen mit einem schweizerischen Wirtschafts-Tribunal. Leonid Reiman, ein langjähriger Vertrauter des russischen Ministerpräsidenten, sollte die TK-Branchen lediglich im Sinne eines Regulierungsbeauftragten kontrollieren. Nun besitzt er die lukrativsten Betriebe, teilweise sogar zur Mehrheit. Dabei hatte ihm die Commerzbank entschieden geholfen.

Die deutsche Großbank mit 136 Jahren Tradition war nach außen hin sogar selbst als Eigner der verschobenen Anteile aufgetreten. Das lässt Vermutungen über das Ausmaß zu, in dem die Bank involviert ist. Zur Vertuschung soll ein “umfangreicher internationaler Geldwäschering” beigetragen haben, wie das Wall Street Journal meldete. Dabei hatte Reiman bereits vor Jahren unter Ausnutzung einer hohen Position unter Yeltsin begonnen, Anteile an TK-Firmen außer Landes zu bringen – und zwar über ausländische Kapitalgeber und Investoren, unter Ausnutzung internationaler Zwischenstationen in Steuerparadiesen. So habe er sich Millionen Dollar an Profiten und Werten angeeignet.

Teilweise bekam er das Geld, so heißt es weiter, weil er die Anteile selbst über Umwege besitzt, teilweise als Gegenleistung von weiteren ausländischen Investoren, die nun ehemaliges russisches Staatseigentum besitzen. Über diese und ihre Nationalität ist beim derzeitigen Stand der Ermittlungen des Schweizer Tribunals noch nichts genaueres bekannt. Der Transfer, so berichtete das Wall Street Journal, soll allerdings auch über die in Hamburg gegründete Bank abgewickelt worden sein.

Die Commerzbank gibt zu, über fünf Jahre hinweg als scheinbarer Besitzer der TK-Anteile aufgetreten zu sein. Ebenfalls vor fünf Jahren hatten sich russische Bankangestellte der Moskauer Niederlassung schriftlich und dringlich an das dortige Commerzbank-Management gewandt um darauf hinzuweisen, dass die Commerzbank Mittäter von Reimans Machenschaften sei. Ohne Ergebnis. Die Vorwürfe der Mitarbeiter seien damals “geprüft und verworfen” worden, hieß es. Mittlerweile interessiert sich wegen Briefkastenfirmen in den USA auch das FBI für die Angelegenheit.

In Russland regt sich, dem Bericht zufolge, wenig Interesse für die Angelegenheit. Die Vermutung, dass die privatisierungsfreundliche Clique um Reiman zu stark sei und die Anstrengungen von Putin, gegen die Korruption vorzugehen, zu schwach seien, erscheint neu im Licht des Mordes an einem russischen Zentralbankangestellten, der vor wenigen Wochen erschossen worden war. Er hatte sich explizit bemüht, die Korruption im Bankenwesen auszumerzen. Bisher ist noch nichts über Ermittlungen deutscher Behörden in Deutschland bekannt.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

2 Stunden ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

3 Stunden ago

Thomas-Krenn.AG: viele Pflichten, knappe Ressourcen, mehr freie IT-Welt

IT-Infrastruktur-Trends 2025: Open-Source-Projekte sowie aufwändige regulatorische und Pflichtaufgaben werden das Jahr prägen.

3 Stunden ago

Stadt Kempen nutzt Onsite Colocation-Lösung

IT-Systeme werden vor Ort in einem hochsicheren IT-Safe betrieben, ohne auf bauliche Maßnahmen wie die…

1 Tag ago

SoftwareOne: Cloud-Technologie wird sich von Grund auf verändern

Cloud-Trends 2025: Zahlreiche neue Technologien erweitern die Grenzen von Cloud Computing.

1 Tag ago

KI-basierte Herz-Kreislauf-Vorsorge entlastet Herzspezialisten​

Noah Labs wollen Kardiologie-Praxen und Krankenhäuser in Deutschland durch KI-gestütztes Telemonitoring von Patienten entlasten.

1 Tag ago