HP-UX Version 3 soll Unix neu vitalisieren

Da gibt es einmal die Haltung, dass sich das HP-Unix selbst überlebt habe, von der Konkurrenz durch IBMs AIX, Suns Solaris und der Linux-Verbreitung immer mehr unter Druck gesetzt. Die Techniker, die sich mit der Anpassung der HP-eigenen Unix-Bauweise an die Single Unix Specification beschäftigen, sind da völlig anderer Ansicht und sprechen in US-Medien von einer kleinen Revolution.

Was Unix ausmacht, ist die Kompatibilität mit der Single Unix Specification. Diese Reihe von Programmierregeln und -Schnittstellen wird von The Open Group für die Industrie verwaltet. Und nachdem sich Sun und IBM schon der im Spätherbst 2002 veröffentlichten Version 3 der Spezifikation für Unix angeschlossen haben, wartet die Branche nun gespannt auf die Aktivitäten, die Unix-Verfechter HP einbaut. Von dieser Seite aus soll es vor allem mehr Virtualisierung und Sicherheit geben.

Kevin Brady, Senior Open Source Planner for Business Critical Systems bei HP, kann die Bedeutung der Compliance der neuen HP-UX-Produkte mit dem Standard nicht genug betonen. Die Kunden bräuchten die Anpassung, um ihre Anwendungen durchgehend portieren zu können und in heterogenen Landschaften effektiv zu arbeiten. Wie er sagte, sei das Wechselspiel zwischen verschieden Unix-kompatiblen Anwendungen elementar. Die kommende Version für HP-UX sei für das Frühjahr 2007 geplant und werde die Spezifikation Unix 03 (manchmal auch Unix 2003 genannt) sicher unterstützen.

Kritik gibt es von der Seite, dass IBM und Sun bereits seit Jahren spezifizierte Produkte auf dem Markt haben, HP also etwas spät dran ist. Das lässt allerdings Illuminata-Analyst Jonathan Eunice nicht gelten. Er sagte der US-Presse, dass der Markt viel zu groß und bedeutend sei, als dass ein paar Jahre bei einem einzigen der großen Anbieter große Marktbewegungen auslösen könnten. Die Marktteilnehmer, die spezielle Arbeiten an Lösungen der großen Drei vornehmen, seien viel zu abhängig von den Standardisierungsbewegungen, um eine bestimmte Spezifikation nicht zu unterstützen, und sei sie noch so weit entfernt von der Vorgängerversion – was wiederum komplizierte Umstellungsarbeiten der Softwareverarbeiter nach sich zieht.

Allerdings gab er zu bedenken, dass die Art und Weise, wie die unabhängigen Softwarehersteller (ISVs) sich mit der Version beschäftigen und neue Ports, Funktionen und Schnittsellen einbauen, zu einem nicht geringen Teil davon abhänge, wie viel Geld sie damit machen könnten. Hier stechen interessante Funktionen, also eine bloße Unterstützung aus. Und genau da will HP, Branchenkreisen zufolge, mit Funktionen für Virtualisierung und Sicherheit einhaken. Die Version 03 von HP könnte die an der Unix-Standardisierung verdienenden Firmen in einen wahren Rausch aus Neuerungen stürzen.

‘HP-UX11i’ Version 3 wird bereits dieses Jahr an Erstkunden ausgeliefert, aber erst nächstes Jahr offiziell bekannt gegeben. Die Plattform wird den Standard unterstützen und außerdem HP-intern durch Itanium-Fähigkeiten helfen, die neuen Itanium-basierten Server zu pushen. Hierbei sollen auch die von der Version 2 als Vorläufer bekannten automatisierten Verschlüsselungsfunktionen und die Compiler-Arbeit helfen. Dies war bereits länger angekündigt und soll jetzt endlich zu den Kunden kommen. Die Server-Software werde dank der komplexen, langwierigen Arbeit, die HP in die Compiler-Anpassung für die Chips gesteckt habe, um 25 bis 30 Prozent schneller laufen als bisher. Bei Java-Systemen habe HP sogar noch eine größere Performance-Spanne im Vergleich mit der Vorgängerversion erreicht, heißt es.

Virtualisierung auf Server-Ebene bringt ungleich mehr Flexibilität ins Datenzentrum. Diese Funktion könnte erst nach dem Launch kommen. Aber die Security Features sind eine feste Größe: Noch im Dezember soll HP eine Management-Lösung veröffentlichen, die die Security Settings innerhalb des Betriebssystems einheitlich administrierbar machen soll. Von dieser Konsole aus sollen die Verantwortlichen Funktionen sichern können, indem sie bestimmte Systeme zentral mit einigen Klicks abschalten. Dafür werde die Lockdown-Lösung ‘Bastille’, mit der Funktionen abgeschaltet werden, mit neuen Schnittstellen zur Verwaltungsebene verknüpft.

Admins sollen mit einer langfristig operierenden Monitoring-Lösung beobachten können, ob verbotene Funktionen nicht doch einmal wieder aktiviert wurden. Dies sei möglich, ohne dass er erst in die betreffenden Programme gehen muss. In Version 4 von HP-UX gibt es dann auch Policy-basierte Dienste für Services Provisioning oder eine Zero-Downtime-Virtualisierung. In zwei bis drei Jahren ab Start der Version 3 soll es dazu Details geben.

Silicon-Redaktion

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