BenQ trudelt nicht nur in Deutschland
Die aktuellen Quartalszahlen des Unternehmens, das die Siemens-Handysparte gekauft und vor kurzem Insolvenz angemeldet hatte, geben Anlass zur Sorge.
BenQ Taiwan musste wegen Verlusten im Handygeschäft einen Konzernverlust von 367 Millionen Dollar ausweisen und könnte sich deshalb vom Handy-Produktionsgeschäft verabschieden. Dies nicht nur in Deutschland, wo seit der Insolvenz die Maschinen teilweise still stehen.
Die nun angekündigten Sparmaßnahmen und eine Umstrukturierung, die mehr zentrale Kontrolle aus Asien vorsieht, sollen das Mobilfunkgeschäft wieder stabilisieren. Dazu gehört der Rückzug aus Europa und Lateinamerika. Die Handyproduktion an sich werde zunächst um 60 Prozent zurückgefahren, heißt es aus der taiwanesischen Zentrale. Die Ausgaben für Entwicklung und Marketing werden demnach um 90 Prozent gekürzt.
BenQ hatte offenbar bessere Zahlen in anderen Bereichen zu vermelden: Die Firma, die ehemals zum Computerkonzern Acer gehörte, stellt neben Handys auch LCD-Bildschirme, Digitalkameras, Laptops und diverse Computerkomponenten her, die von Dell und Hewlett-Packard verbaut werden.
Für die von der Insolvenz des Unternehmens betroffenen Mitarbeiter in Deutschland beginnt nunmehr der Wettbewerb um eine neue Stelle beim ehemaligen Mutterkonzern Siemens. Die dort eingerichtete Jobbörse konnte ab Dienstag den Ansturm der BenQ-Mitarbeiter kaum bewältigen und musste von 12 auf 24 Mitarbeiter aufgestockt werden. Allerdings ist noch unklar, wie viele der Bewerber tatsächlich für die derzeit rund 2000, sehr unterschiedlichen freien Stellen bei Siemens in Frage kommen. 80 Prozent dieser freien Vollzeitstellen befinden sich in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Auch die Bewerber kommen aus allen Unternehmensbereichen. Siemens-Chef Klaus Kleinfeld hatte konkrete Unterstützungsmaßnahmen für die von der Kündigung bedrohten Ex-Siemensianer versprochen, als eine breite Welle der Kritik an seiner Verkaufsstrategie laut geworden war.