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Zoff im YouTube-Land

Inzwischen müssen sich Sportligen wie die amerikanische NFL (National Football League) mit den gleichen Problemen beschäftigen wie es Hollywood-Produzenten schon seit Jahren tun. Statt Exklusivbilder senden zu können, die ausschließlich im Bezahlfernsehen zu sehen sein sollten, tauchen regelmäßig Kopien von Spielen oder spielentscheidende Sequenzen schnell im Internet auf. Das muss von den TV-Stationen als Angriff auf ihr erstes Verkaufsargument verstanden werden.

Die Rechteinhaber haben eine Menge Geld hingeblättert für die Sendezeit von Football- oder auch Basketballspielen. Die Sportarten sind in den USA populär, werden von Millionen von zahlenden Menschen am Bildschirm verfolgt und lassen daher die Kassen der TV-Stationen klingeln. Dass man diesen Goldesel nicht kampflos aufgeben mag, ist verständlich.

Und so haben nach Angaben des Handelsblatts sowohl US-Ligen als auch die Deutsche Fußball-Liga DFL Google, neuerdings Eigentümer von YouTube, aufgefordert, urheberrechtlich geschützte Werke von der Plattform zu entfernen. “Wir verkaufen unsere Rechte teuer an Partner, auch im Internet. Deren Rechte werden durch das Angebot auf Youtube natürlich geschädigt”, so ein DFL-Sprecher gegenüber der Zeitung.

Google weist in der schon häufiger formulierten Replik zum Thema darauf hin, dass die Rechte nicht absichtlich verletzt würden. Das Hochladen von geschütztem Inhalt ist ausdrücklich verboten. Allerdings würden täglich so viele Videos hochgeladen, dass man mit der Kontrolle nicht mehr hinterherkomme, heißt es immer wieder. So hatte die Online-Enzyklopädie Wikipedia auch argumentiert als falsche Tatsachen im Lexikon erschienen waren. Die Konsequenz konnten nur mehr Wächter über die Texte sein, aber ganz abgestellt ist das Problem wohl immer noch nicht.

Die Kontrolle scheint ein echtes Problem zu sein. Bis die Suche nach rechtlich bedenklichem Inhalt abgeschlossen sei, hätten Tausende Nutzer das in der Diskussion stehende Video bereits gesehen, lautet eine Entschuldigung aus Mountain View, die letztlich aber keine sein kann. Denn was nutzt das Upload-Verbot geschützter Videos, wenn es nicht kontrollierbar ist. Andererseits stellen die Plattformen aber lediglich ein Podium zur Verfügung, ohne auch eine Software parat zu haben, die die Rechteverletzung erst ermöglicht. Dennoch bewegen sich die Anbieter auf dünnem Eis. Und solange nicht geregelt ist, wer für das Hochladen urheberrechtlich geschützter Werke verantwortlich ist, sind auch die Videoplattformen angreifbar.

Software-Tools könnten möglicherweise eine Lösung sein, solche, die Clips nach bestimmten Suchkriterien suchen und entfernen. Die gibt es aber noch nicht wie Sand am Meer und einhundertprozentig sicher sind sie auch nicht. MySpace will jetzt eine solche Lösung einsetzen. Die Filter-Software soll illegale Inhalte löschen und Wiederholungstäter dauerhaft vom Zugang ausschließen. Dafür arbeitet der Anbieter mit einer Firma namens Gracenote zusammen, die eine solche Software entwickelt hat.

Wie so ein Streit ausgehen kann, zeigt vielleicht der Vergleich des Peer-to-Peer-Netzes Kazaa mit der National Music Publishers’ Association. Die Parteien haben sich mit einem Vergleich geeinigt. Kazaa zahlt Songschreibern und Labels einmalig eine geheime Summe, die Insidern zufolge etwa 10 Millionen Dollar beträgt. Damit sind die Rechtsverletzungen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt abgegolten. Für die Zukunft hat sich Kazaa verpflichtet, mit Hilfe von Filter-Software illegale Songs zu verbannen. Was bei Zuwiderhandlung passiert, wurde allerdings nicht bekannt.

Die Videoplattformen könnten sich auf einen solchen Deal ebenfalls einlassen. Für die Zukunft allerdings bliebe noch eine Alternative. Die Plattformen könnten auch für die Rechteinhaber von Vorteil sein. Die Reichweite ihrer Bilder, angereichert mit, sagen wir, Werbung, wäre möglicherweise ein Argument bei künftigen Verhandlungen mit Werbepartnern. Gegebenenfalls leisten Google oder MySpace Pauschalzahlungen an TV-Stationen, und gelten so mögliche Rechtsverletzungen ab. Die Einnahmen durch Werbung dürften ungleich höher sein und könnten so den Deal finanziell kompensieren.

Dass es irgendjemand schafft, die geschützten Bilder und Filme vollends aus dem Internet herauszuhalten oder vielleicht sogar die Videoplattformen zu verbieten, scheint nicht realistisch. Denkbar ist aber eine Zusammenarbeit beider Seiten. Erste Partnerschaften gibt es schon. Bis das Konzept gereift ist, werden aber voraussichtlich noch viele Clips über den Datenhighway rasen.

Silicon-Redaktion

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