Rene Obermann soll als Ricke-Nachfolger drastisch durchgreifen

Seit dem frühen Montagmittag steht der 43-Jährige offiziell an der Spitze der Deutschen Telekom. Von ihm erwarten die Anleger steigende Gewinne und dass er umgehend zu sichtbaren Maßnahmen greift, um den Kurs wieder nach oben klettern zu lassen. Das Patentrezept “Stellenabbau” geistert bereits durch die Branche. Derzeit beschäftigt die Telekom weltweit 244.000 Menschen, will aber bis 2008 bereits 32.000 Stellen abbauen.

Ricke wird für einen kaum vorhandenen Gewinnanstieg und den niedrigen Aktienkurs des ehemaligen Staatskonzerns verantwortlich gemacht. Er soll dem größten Anteilseigner, dem Bund, und auch den US-Investoren Blackstone nicht mehr ins Konzept gepasst haben. Wegen der schlechten Geschäftsentwicklung hatte Ricke zuletzt das Vertrauen der Kapitalseite verloren. Obwohl Obermann genauso viel oder wenig Spielraum gegenüber Rivalen, den Gremien zur Regulierung im In- und Ausland und den Tarifpartnern hat, setzen die Anteilseigner große Hoffnungen auf ihn.

Hauptaufgabe von Obermann wird sein, die mit Problemen kämpfende Festnetzsparte T-Com wieder auf den Wachstumspfad zurückzuführen. Seit Jahresbeginn wechselten 1,5 Millionen Kunden zur Konkurrenz. Der Abfluss hatte Ricke im Sommer zur Senkung der Prognose für 2006 und 2007 gezwungen. Daher steht wahrscheinlich auch T-Com Chef Walter Raizner vor der Ablösung. Unklar ist bislang auch, wer künftig an der Spitze von T-Mobile stehen soll.

In seiner ersten Rede als Chef der Deutschen Telekom, schwor Obermann das Unternehmen auf weitere Kostensenkungen und mehr Service ein – die Telekom solle “Marktführer in Sachen Service werden” und gleichzeitig die Kosten weiter senken. “Das ist schwierig, das ist ein Spagat.” Es gehe nun darum, jeden Cent zweimal umzudrehen. Aber nur wenn das Unternehmen “hochzufriedene und loyale Kunden” habe, “werden auch die Aktionäre zufrieden sein”.

Der Bund hält nach einem Bericht der Financial Times Deutschland direkt und indirekt über die Staatsbank Kreditanstalt für den Wiederaufbau (KfW) etwa noch 30 Prozent der Aktien; Großaktionär Blackstone hatte im April 2006 vom Bundesfinanzministerium 4,5 Prozent der Anteile übernommen.

Weiter dankte Obermann für das Vertrauen, das ihm der Aufsichtsrat mit der Amtsübergabe ausgesprochen habe. Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel sagte, Obermann sei für fünf Jahre auf den Posten des Vorstandschefs berufen worden. Der neue Telekom-Boss sei eine führungsstarke Unternehmerpersönlichkeit mit über 20-jähriger Erfahrung in der Branche.

Auch die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di begrüßte den Wechsel an der Unternehmensspitze. “Wir haben immer gesagt, dass im Konzern Service und Innovation im Vordergrund stehen müssen”, sagte Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder der Nachrichtenagentur dpa. Er kenne Obermann als einen Manager, der genau diese Punkte im Blick habe. “Das gibt mir Hoffnung, dass er einen guten Job machen wird.”

Silicon-Redaktion

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