Oracles Lizenzpolitik bleibt erklärungsbedürftig
Die Lizenzpolitik von Oracle soll sich seit den 16 Zukäufen im vergangenen Jahr verbessert haben und für die Anwender einfacher geworden sein.
Dennoch brauchte es auf der Jahreskonferenz der Deutschen Oracle-Anwendergruppe (DOAG) einen handfesten Oracle-Berater von Opitz Consulting, der die zahlreich erschienenen Kunden en gros und en detail aufklären musste. Und an zusätzlichem Klärungsbedarf mangelte es nicht.
Grundlage der neuen Konzepte ist, dass die Lizenzen jetzt in drei Stufen gekauft werden: Premium-Support für fünf Jahre nach dem Release, Extended bis zum achten Jahr und darüber hinaus gibt es Sustain Support, der so lange gilt, wie es der Nutzer wünscht – das versprach noch einmal Jürgen Kunz, der neue Geschäftsführer von Oracle Deutschland. Was das zusätzlich kostet, überließ er anderen zu sagen.
“Premium heißt, dass die ganz normalen Listenkosten anfallen; bei Extended werden im sechsten Jahr zusätzlich 10 Prozent des Listenpreises fällig, für das siebte und achte Jahr sind es sogar 20 Prozent obendrauf; erst mit dem Sustain Support kehrt wieder Ruhe ein, dieser kostet wieder den ursprünglichen Listenpreis”, sagte Michael Paege, Berater bei Opitz Consulting.
Er rät zum sorgsamen Prüfen der seit Herbst 2005 geltenden Lizenzregeln. “Der CIO steht für die Richtigkeit der Lizenzen grade, damit kann er sich zwar nicht als Visionär profilieren, aber im Fehlerfall wird die Bedeutung schnell klar”, sagte Paege. Allerdings gibt es jetzt bei Oracle teilweise mehr fürs gute Geld. “J.D.Edwards und Peoplesoft hatten kombinierten Support aus telefonischer Leistung und Updates – das gibt es jetzt auch bei Oracle ohne Aufpreis – telefonische Hilfe muss also nicht mehr extra bezahlt werden”, sagte Paege.
Ob sie dadurch aber besser geworden ist, lässt sich schwer sagen. Im Jahr 2005 beschwerten sich Großkunden von Oracle auf der Jahreskonferenz, dass sie wie Anfänger behandelt würden und trotz Premium-Kosten einen waschechten First Level Support bekämen, oft sei nicht einmal nach Stunden ein kompetenter Ansprechpartner gefunden worden, erzählte damals ein IT-Profi von BMW. Diese Sorgen könnten die Anwender weiterhin begleiten.
Denn das Tool, das Oracle für die Vermeidung solcher Misslichkeiten geschaffen hat, wurde in einem Papier des Konzerns gleich wieder als wirkungslos bezeichnet. Hier heißt es: “Wir bieten heute als Teil unseres Supports ‘My Configs & Projects’ beziehungsweise den Configuration Support Manager an, dies ist das ideale Tool, um unnötige Fragen zu vermeiden. Anmerkung: In der Regel sind unsere Kunden in Bezug auf Datenschutz sehr sensibel. Die Anlage von Mitarbeiterprofilen unserer Kunden ist daher kaum durchzusetzen.” Im Klartext heißt das wohl: selber schuld.