Das Schweizer Standardisierungsgremium wird nun Microsofts Office Open XML, ein Dateiformat, das zu mehr Interoperabilität mit Produkten anderer Hersteller sorgen soll, der International Standards Organisation (ISO) vorlegen, um es als ISO-Standard zu ratifizieren. Dieser Prozess dauert in der Regel zwischen sechs und neuen Monate.
Alle Mitglider des ECMA-Gremium – darunter Mitarbeiter von Avaya, Canon, Toshiba, Intel, Adobe, verschiedenen Investmentunternehmen und natürlich von Microsoft, stimmten für den Antrag aus Redmond.
Die einzige Ausnahme bei der Abstimmung war das ‘Nein’ des IBM-Vertreters. IBM ist ein Verfechter des Open Document Format (ODF), das bereits durch ISO zertifiziert ist. ODF ist das bevorzugte Dokumenten-Format in der frei verfügbaren Bürosoftware OpenOffice.org.
Marktbeobachter, wie etwa Gartner-Analysten sprechen der Entscheidung des Gremium jedoch eine weitreichende Bedeutung ab. Die Chancen seien gering, dass die ISO einen zweiten, konkurrierenden Standard, der noch dazu mehr oder minder den Ursprung in einem einzelnen Unternehmen hat, als Standard zulassen wird.
Daran ändere auch die aktuelle Entscheidung des ECMA-Gremium nichts, wie Gartner prognostiziert. Die Marktbeobachter gehen davon aus, dass in etwa drei bis vier Jahren rund die Hälfte aller Regierungen und rund 20 Prozent aller Unternehmen mit dem ISO-Standard ODF arbeiten werden.
Unter dem wachsenden öffentlichen Druck, hat sich Microsoft zumindest dazu durchgerungen, ODF mit einem Konverter zu unterstützen. Der soll ODF-Dokumente in Microsoft Office-kompatible Formate umwandeln.
Als machtstrategische Entscheidung will Microsoft aber die Weigerung, ODF zu akzeptieren und in Office nativ zu unterstützen, nicht verstanden wissen. “ODF kann weniger als Office Open XML, und unseren Standard gibt es zudem schon länger”, erklärte Christoph Bischoff, Director der Microsoft-Gruppe Information Worker, im Gespräch mit silicon.de. “Warum”, fragte Bischoff, “sollten wir etwas unterstützen, das weniger kann als Open XML?”
Microsoft sorgt sich zudem um rechtliche Fragen. Support für ein offenes Format könnte bei der Integration mit einem proprietärem Programm, wie Microsoft Office, zu rechtlichen Implikationen führen, fürchten Unternehmenssprecher.
Google hat diese Frage bereits mit Unterstützung für ODF beantwortet. Das Web-basierte Programm zur Textverarbeitung Google Docs etwa öffnet und speichert Dokumente mit ODF-Erweiterung.
Dennoch beharrt Microsoft auf Open XML, mit dem sich zum Beispiel auch Dateien zwischen unterschiedlichen Anwendungen und verschiedenen Versionen austauschen lassen. Novell, hat nun im Nachgang der Vereinbarung mit Microsoft, Support für Office Open XML in OpenOffice.org angekündigt. Novell passte das Projekt an die eigene Linux-Distribution an und erweiterte es mit dem Microsoft-Standard.
Solche Schritte werden von der Open-Source-Community kritisch und auch ängstlich beäugt. Nun machen sich Bedenken breit, dass sich die Code-Basis von OpenOffice.org spalten könnte. Novell will jedoch daran festhalten, ODF als bevorzugtes Format voreinzustellen. Novell wolle jedoch dem Anwender ein Höchstmaß an Flexibilität gewähren.
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