Quaero entzweit Deutschland und Frankreich

Zwar wird es Quaero weiterhin geben, allerdings unter französischer Führung – tatsächlich hatten die Franzosen das Projekt von Anfang an dominiert. Frankreichs Präsident Jacques Chirac hatte das Vorhaben als “deutsch-französische Antwort auf die globale Herausforderung von Google und Yahoo” bezeichnet.

Die eigentliche Zielsetzung gehe aber weit darüber hinaus, sagte François Bourdoncle, CEO der französischen Suchmaschine Exalead, die auch am Quaero-Projekt beteiligt ist, im Gespräch mit silicon.de. Sowohl Chirac als auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten Quaero aber in den Medien gerne als europäische Antwort auf Google dargestellt.

Tatsächlich gehe es auch darum, die Inhalte beispielsweise einer Webseite besser zu erfassen, so Bourdoncle. So könnte etwa bei dem Suchbegriff Golf unterschieden werden, zwischen dem Automodell und dem Sport – und die Suchergebnisse sollen entsprechend eingeordnet werden. Das Ganze läuft unter dem Schlagwort “Internet der Dienste”.

Tatsächlich sind sich Franzosen und Deutsche aber über die Strategie offenbar nicht wirklich einig geworden – weshalb der deutsche Teil des Projekts unter dem Namen ‘Theseus’ weitergeführt wird. Das ist der griechische Held, der der Sage nach den Weg aus dem Labyrinth des Minotaurus fand.

An dem Projekt beteiligen sich verschiedene deutsche Unternehmen und Forschungsinstitute, unter anderem Siemens und SAP sowie die Fraunhofer-Gesellschaft. Auch kommerzielle Anwendungen soll es geben. Dabei ist die Suchmaschine eines von drei so genannten Leuchtturmprojekten, für die 280 Millionen Euro von insgesamt 1,2 Milliarden Euro des IT-Anteils an der High-Tech-Strategie der Bundesregierung verwendet werden sollen.

Ob Quaero und Theseus langfristig allerdings völlig getrennte Wege gehen werden, scheint noch nicht endgültig geklärt. Wirtschaftsstaatssekretär Hartmut Schauerte sagte während des ersten nationalen IT-Gipfels in Potsdam, man werde Theseus zunächst getrennt entwickeln und eventuell später mit dem französischen Ansatz zusammenführen. Ähnlich äußerte sich der Sprecher des Wirtschaftsministeriums Hendrik Luchtmeier: “Wir sehen weiterhin Kooperationsmöglichkeiten aber in einer anderen Form, beispielsweise als Arbeitsgruppen. Aber der Zusammenschluss zwischen der deutschen und der französischen Regierung ist vorüber.”

“Es gibt immer noch deutsche Partner, die am Quaero-Projekt beteiligt sind, aber die Konstellation der Partner wird sich ändern”, sagte Armelle Ceglec, Sprecherin des französischen L’Agence de l’innovation industrielle (AII), gegenüber US-Medien. “Wenn man an etwas internationalem arbeitet ist das wesentlich komplizierter als wenn nur Franzosen daran beteiligt sind.”

Silicon-Redaktion

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