Borland-Abteilung CodeGear reanimiert Delphi
Der Softwarekonzern Borland lässt die Entwicklungsabteilung CodeGear von der kurzen Leine.
Sie soll im Jahr 2007 zeigen, ob sich die Arbeit an Dingen wie Delphi überhaupt noch lohnt. Damit erhält die Developer Tools Group, um die es in letzter Zeit sehr still geworden sein soll, im eigenen Hause eine neue Heimat. Borland selbst konzentriert sich mehr und mehr auf das Application Lifecycle Management.
Als separate Gesellschaft soll CodeGear unter CEO Ben Smith fungieren. Er stellte sich im vergangenen Dezember online den Fragen der Entwickler-Community. Demnach stehen ihm für die Weiterentwicklung der IDEs (Integrated Development Environment) eigene Teams für Management, Forschung und Entwicklung und sogar für Vertrieb und Marketing zur Verfügung. Ihm zufolge ist die neue Abteilung frei in ihren Entscheidungen. Er bewegt sich an drei Schlagworten entlang, um eine tragfähige Roadmap zu bauen: Zuerst kommen die Produkte, dann die Vereinfachung, dann der Vertrieb, sagte er.
CodeGear will mit Arbeiten an Delphi auch finanziell erfolgreich sein. Das geht jedoch nicht ohne freie Entwicklungsumgebungen: Gerade Eclipse werde weniger als Konkurrenz für die kommerziell arbeitende Firma verstanden, denn als notwendige Ergänzung. Einige Produkte, die für 2007 geplant sind, seien ohne Eclipse gar nicht denkbar, sagte er.
Auch die Frage nach dem Gerücht, Oracle wolle CodeGear im ersten Quartal kaufen, weist Smith von sich: “Das wäre inkonstistent zu meinen bisherigen Aussagen über die Pläne, die größte und unabhängigste Developer Tool Company in der Welt aufzubauen.” Er sprach davon, dass er eine gewisse Verantwortung gegenüber der bereits existierenden Delphi-Community habe. Allerdings sollte die Innovationskraft dieser Gruppe auch in andere Developer-Gruppen eingebracht werden.
Er widersprach den Sorgen, dass sich die kommerzielle und geschlossene Entwicklungsumgebung überlebt habe. “Wenn etwas Commodity geworden ist, gewinnen die Leute, die auf dieser Commodity-Schicht am schnellsten und besten Innovationen bauen”, sagte Smith. Und genau das hat er vor zu tun, und zwar in dem Jahr das ihm bis zur Offenlegung der Profitfähigkeit vor der Mutter bleibt. Klappt dies nicht, könnte Borland die Abteilung immer noch floaten, verkaufen oder eindampfen. CodeGear wird sich deshalb nicht, wie Smith sagte, mit verflossenen, spannenden jedoch wenig lukrativen Projekten wie der Linux-Tool-Variante ‘Kylix’ aufhalten.