Der Monopolist, der einer sein darf

Der Kampf um die Regulierungsfreiheit, die sich der ehemalige Monopolist am deutschen TK-Markt errungen und kürzlich abgesichert hat, war spannend wie ein Krimi. Und es war ein Lehrstück in Sachen Wettbewerbsgebaren in Deutschland. Auch wenn das Ergebnis – trotz aller Proteste – wie bei nahezu jedem Krimi nicht überraschend ist. Die Telekom darf ihr neues, schnelles DSL-Netz ungestört von leidiger Konkurrenz aufbauen. Das lohnt einen kleinen Rückblick, wie es dazu kommen konnte.

Für die Datenautobahn DSL muss ein Kupferkabel verlegt werden. Genau das war bereits im April des Jahres 2005 Stein des Anstoßes. Damals wehrten sich einige Kommunen und die in zwei Verbänden vertretenen Rivalen der Telekom (VATM und Breko) dagegen, dass die Telekom ihre eigenen Investitionen in die Netzinfrastruktur, die sie selbst besitzt, offenbar auf andere abwälzte. In diesem Fall auf die klammen Kassen der Städte und Gemeinden, deren Bürger schneller als mit 56 K surfen wollten.

Und dies mit recht, da die Telekom bereits seit 2003/2004 mit DSL wirbt – aber längst nicht die gesamte Fläche, die sie per Infrastruktur erreicht, bisher wirklich ans DSL-Netz angeschlossen hat. Daher auch der wenig schmeichelhafte Ausdruck “DSL-Diaspora” für die noch unerschlossen Regionen. Im von DSL vernachlässigten Plattling in Niederbayern heißt es nur noch resigniert: “Kupfer ist halt am Weltmarkt teuer”.

Die Gemeinden sollten also, wie bekannt wurde, die Gräben schaufeln und die technische und logistische Vorarbeit leisten – damit die Telekom ihr DSL-fähiges Kupfer neben die hiermit unbrauchbar gewordene Glasfaser legen konnte. Die Aufräumarbeiten hätten bei den Gemeinden gelegen. Die Rivalen verrieten allerdings weniger rechtschaffene Empörung über eine himmelschreiende Ungerechtigkeit als Neid. Breko-Verbandschef Peer Knauer, der mittlerweile auch im VATM, dem zweiten Verband der Telekom-Rivalen, organisiert ist, sagte bezeichnenderweise, dass City- und Regio-Carrier keinerlei Zuzahlungen der Kommunen erhalten würden.

Das war nur eines der Vorspiele für das VDSL-Drama: Im Oktober 2005 monierten die Rivalen, dass die Telekom gar keine Neuerungen vorhabe, sondern nur die technischen Kapazitäten nutze, die sie besitze. Im November war dann schon vergleichsweise mehr bekannt. Erstmals drang das Gerücht ins Ausland, die Deutsche Telekom wolle sich für den Auf- und Ausbau des eigenen Netzes eine Karenzzeit vom Wettbewerb nehmen. Von zwei Jahren war die Rede, später wurden daraus drei.

Das heißt im übertragen Sinne und ohne Anspruch auf Vergleichbarkeit: Bäcker Friedolin baut sich einen neuen Steinbackofen – während dieser Zeit darf kein Bäcker im ganzen Land mehr Brot backen und verkaufen, das mit einem ebenfalls gleichwertig neuen Steinbackofen gebacken wurde, nur nach alter Weise unwirtschaftlich gebackenes Brot darf auf den Markt. Humbug ist das, schallte es prompt aus Brüssel. Schließlich gibt es gerade in Wettbewerbsfragen ein ziemlich rigides EU-Recht.

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Silicon-Redaktion

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