Der Hundert-Dollar-Laptop trägt seinen Namen zwar zu unrecht, da das Gerät ‘XO’ auch bei prognostizierter Massenproduktion nur für 150 Dollar rentabel verkauft werden kann. Ansonsten stimmt aber augenscheinlich alles an dem Gerät: Es sei intuitiv, laufe mit einer abgespeckten Linux-Version und soll sich einfach, schnell und rohstoffsparend anpassen und laden lassen.
Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet, sind weder Windows, noch Dokumentenpappen oder mit Icons ausgewiesene Schachteln auf dem Desktop zu sehen. Vielmehr sehe man, dass die Designer ihre Software und das Betriebssystem extra dem Bedarf angepasst hätten, Laptops für Kinder in Entwicklungsländern zu bauen. Die kleinen, grün-weißen Computer lassen nach dem Start ein im Zentrum angebrachtes Strichmännchen den Nutzer begrüßen. Mehrere um außerhalb von einem weißen Ring angebrachte Symbole auf einem schwarzen Untergrund zeigen die Funktionen an, nach denen das Strichmännchen (der eigene Laptop selbst) dann greift.
Weitere Strichmännchen in anderen Farben tauchen auf, sobald sich andere Schüler oder XO-Nutzer per eingebautem WiFi dem Rechner “zeigen”. Sie sind dann für die lybischen und thailändischen Schüler nicht als “Umgebung” sichtbar, sondern passenderweise als “Nachbarschaft”. Wer darüber-“maust”, erfährt Name und Foto des anderen Schülers mit XO. Eine eingebaute Kamera erleichtert die Kommunikation und ist für E-Learning ausgelegt. Chat und Collaboration sowie das Teilen von Dokumenten sind eingebaut. Der Arbeitsspeicher ist als so genanntes “Journal” so angelegt, dass sich entwickelnde Dokumente jederzeit an einer bestimmten Stelle ihres Verlaufs spielerisch einfach wiedergefunden werden – das könnte bei Hausaufgabenverbesserungen und dem Lernen aus den eigenen Fehlern besonders praktisch sein.
Nicholas Negroponte spricht davon, dass er seinen Rechner sofort am liebsten gegen einen XO eintauschen würde. Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen, denn auf dem Kongress des Chaos Computer Club im Dezember in Berlin haben sich die Teilnehmer in einem mehrtägigen Workshop damit auseinandergesetzt, wie das Gerät noch besser, schneller, intuitiver und stromsparender werden kann. Derzeit soll ein 366-MHertz-Prozessor von AMD verbaut werden; es gibt keine Festplatte, um den Stromverbrauch zu minimieren, aber einen 512 MByte großen Arbeitsspeicher, mehrere USB 2.0-Ports und weitere Anschlüsse.
Negroponte wollte die Kinder absichtlich nicht mit Rechnern konfrontieren, die sie in der Arbeitswelt treffen würden, sondern den Rechner seinen kleinen Anwendern anpassen. Das User Interface erhielt den Spitznamen ‘Sugar’ und soll mithilfe von Open-Source-Programmierern weiter entwickelt werden können. Bis Februar sollen die ersten XOs in Thailand und Lybien landen, bis August erhalten kleine brasilianische, argentinische, uruguayische, nigerianische, pakistanische und palästinensische Kinder die Laptops, die von der Firma Quanta Computer hergestellt werden.
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