Fixed Mobile Convergence verlangt Nutzern viel Vertrauen ab
Der Trend zur Konvergenz ist unumkehrbar. Gut aufgesetzt muss sie aber sein, sonst können die Anwendungen die Festnetzleitungen nicht verlassen. Das wissen die Kunden, doch die Hersteller gehen das Thema sehr unterschiedlich an.
Folgerichtig antworteten im November 2006 immerhin 84 Prozent der Geschäftsanwender gegenüber der Economist Intelligence Unit (EIU), der Marktforschungsabteilung des Magazins Economist, für sie sei die Fixed Mobile Convergence (FMC) entscheidend für den strategischen Geschäftserfolg. Unter Konvergenz versteht zwar jeder Hersteller eines Teilbereiches etwas anderes, versucht für den eigenen Ansatz Käufer zu gewinnen und stellt seine Produkte in den Mittelpunkt – für die Anwender ist die Sache hingegen klar: Sie wollen die mobilen Geräte und die darauf laufenden Anwendungen sowie die Frontend- und Backend-Systeme in einem Netz zusammenfassen.
So hat es Stephan Geg, Leiter Informationstechnik bei der mittelständischen Maschinenbau-Handelsfirma Ludwig Meister in Dachau, gemacht: Mit vier externen des Dienstleisters T-Systems und zwei eigenen Mitarbeitern wurde binnen fünf Tagen eine Anlage aufgebaut, die die 30 Außendienstler anbindet, gern innerhalb des Gebäudes genutzt wird und im Haus betreut werden kann. Die Anlage läuft seit Mai 2005. Sieben Standorte gibt es, davon sind vier bisher angebunden. Der Vertrag für die weiteren drei ist aber vor kurzem unterzeichnet worden, da die Ergebnisse sehr zufriedenstellend sind. Diese werden in der ersten Jahreshälfte 2007 realisiert, sobald die auslaufenden Verträge dort es erlauben, hofft er.
Auslaufender Vertrag als Chance
Bisher war der Mittelständler ein klarer, überzeugter Siemens-Kunde und hatte Geg zufolge Angebote aus München vorliegen. Da aber die Verträge ausliefen, bestand die Möglichkeit, sich einen Überblick über Alternativen zu verschaffen. “Schließlich war uns geläufig, dass sich bei der Anbindung und Integration von Mobilfunk in die Netzanlage am Markt einiges getan hat, das wollten wir uns ansehen”, betont er.
Die T-Systems-Lösung mit Alcatel-Technik hat die Entscheider schließlich überzeugt, da sich das Testprojekt sehr gut in die vorhandene Welt einpasste. Dort sorgte laut Geg das Produkt ‘Telekom Designed Network’ (TDN) für die Kommunikation. Selbstredend passte die Lösung von Telekom-Tochter T-Systems in das komplett von der Deutschen Telekom verwaltete Firmennetz. Zusätzlich brachte die dort integrierte Grundlage für Sprach-Daten-Zusammenführung in Voice over IP (VoIP) die Voraussetzungen für mehr Konvergenz mit, bestätigt er.
Dabei legt die GmbH großen Wert auf Sprachfunktionen und die Erreichbarkeit der Mitarbeiter. Die Sprache hat also für interne und externe Kommunikation immer eine gewisse fest reservierte Bandbreite. Dafür war Quality of Service notwendig und eine gesonderte Vereinbarung, dass die Sprache mit einem – im Alltag unerreichbaren – dreistelligen Kbit/s-Durchsatz priorisiert wird. Diese Vereinbarung ist jetzt Teil der Verträge mit der Telekom. Der IT-Leiter spricht davon, dass sich erst in der Praxis viele Fragen zeigten, auch jetzt sei die Arbeit nicht mit der Anbindung der verbleibenden Niederlassungen beendet: “Unsere Mitarbeiter sprudeln vor Ideen, wie man die Lösung noch besser machen könnte.”
Eine Frage der Zusammenschaltung
Wie kann aber ein Fundament geschaffen werden, das den hehren Versprechen der Industrie nahe kommt, die geweckten Bedürfnisse der Kunden befriedigt und immer weiteren Verbesserungen Platz einräumt? Das ist eine der Fragen, die auch die Hersteller umtreibt. In Motorolas Netzwerkgeschäft werden vor allem die Betreiber bedient, aber die Fragen sind aus deren Perspektive ähnlich wie die des Anwenders Stephan Geg. Wie können die Dienste so ablaufen, dass nicht nur Anrufe, sondern auch Mails und Messages im mobilen Umfeld genauso zuverlässig und schnell sind wie im Festnetz? Für Frank Thomas Pfeiffer, Director Sales Central Europe bei Motorola Networks and Enterprise Business, ist der Fall klar: “Das ist eine Frage der richtigen Zusammenschaltung.”
“Oft müssen GSM, WLAN und UMTS in einem einzigen Endgerät zusammenlaufen”, erklärt Pfeiffer. Hinzu komme die Frage, wie die Dienste in gewohnter Weise und ohne viel Umgewöhnung weiter genutzt werden könnten. Dienste wie SMS oder Push-Mail, die aus dem Handy-Umfeld bekannt seien, sollen nicht außen vor bleiben. Die brennendsten Fragen umreißt er so: “Wird die SMS oder MMS so zugestellt, dass die Nutzererfahrung auch im WiFi-Umfeld gleich bleibt? Wird die technische Integration gut geleistet, so dass der Nutzer Festnetz und Mobilfunk wie gewohnt nahtlos nutzen kann und bei den Diensten kein Bruch entsteht?”