Fixed Mobile Convergence verlangt Nutzern viel Vertrauen ab

Der Trend zur Konvergenz ist unumkehrbar. Gut aufgesetzt muss sie aber sein, sonst können die Anwendungen die Festnetzleitungen nicht verlassen. Das wissen die Kunden, doch die Hersteller gehen das Thema sehr unterschiedlich an.

Beispielsweise werde UMTS auch für die Nutzung im WiFi-Netz angepasst. Das erfordere viel Normierung, Standardisierung und Innovation. Motorola versucht derzeit nach Pfeiffers Angaben “in einer Reihe von Konsortien eine Einigung durchzusetzen”. Schließlich sei die Technik da, die Anforderungen der Kunden seien weitgehend klar – es gehe also um das Realisieren.

Dabei sei Motorola nicht nur Mitglied in den Gremien, sondern habe auch selbst einige gestartet: Im Seamless Converged Communication Across Networks (SCCAN) wird beispielsweise konkret probiert, wie das Einfügen von GSM in einem Endgerät aussehen kann. Oder es geht um die Akku-Lebensdauer und andere Fragen.

Technische Probleme werden aber von der US-Firma auch im eigenen Haus angegangen. In einem Labor in Madrid wird die Zusammenführung für jeden europäischen Markt gesondert realisiert – meist mit eigener Technik, beschreibt Pfeiffer. Auf Wunsch wird aber auch Cisco- oder Siemens-Technik mitverwendet.

Enterprise Solutions von der Pieke auf

Ein anderer Hersteller von Systemen, die zum Aufbau von FMC gehören, heißt Nokia. Der Konzern hat für diese Arbeit vier Bereiche eingerichtet – so viele Aufträge versprechen sich die Finnen von dem boomenden Markt, für den sie Enterprise-Lösungen anbieten wollen. Martin Giesswein, Vertriebschef Deutschland im Unternehmensbereich Enterprise Solutions bei Nokia, nennt sie: Einmal gehe es um Verbesserung der Sprachdienste; heterogene Software-Endsysteme müssen richtig mobil gemacht und auf den verschiedensten Geräten wie gewohnt ausgegeben werden. Wie er sagt, gilt dies “nicht nur für Outlook, sondern auch für waschechte Enterprise Ressource Planning Systeme”, die auch auf dem Smartphone zu bewältigen sein sollen.

Als dritten Punkt nennt Giesswein die Sicherheitsproblematik. Diese löst der Konzern mit Partnern wie Checkpoint, Cisco und Juniper auf Backend-Seite, um die mobile Kommunikation sowohl innerhalb des Unternehmens als auch im Internet und beim Weg zum Gesprächspartner zu schützen. Er ist stolz darauf, dass Nokia-Technik auf diesem Weg in Deutschland bei Handel, Banken und Versicherungen verbaut sei. Im vierten Bereich, der Endgeräteanpassung, verweist er auf die Firmenexpertise. Nokia habe immer schon mehr auf die Anforderungen von Unternehmen geachtet als auf modische Details, sagte er. Nokia schöpfe hierbei also für Geschäftsanwendungen aus den Vollen.

Der Konzern hat die eigenen Lösungen als Erstanwender ausprobiert. Hier forderte einerseits die Anpassung von Anwendungen und Kommunikation an die mobilen Anforderungen und andererseits der Wechsel zwischen Festnetz und Mobilität besonders viel Aufmerksamkeit. “Dabei haben wir gelernt, offene Ansätze zu wählen. Als großer Player im Markt wollten wir die Nutzer explizit nicht mit proprietären Lösungen fesseln, sondern uns mit einem weltweiten Partnernetzwerk eine Reihe von offenen Lösungen bauen, die unseren Kunden mehr Freiraum und uns mehr Geschäftsmöglichkeiten gibt”, sagt Giesswein unverblümt. Zum anderen spricht er von “unbekehrbaren Blackberry- oder Ericsson-Fans”, die nun einmal andere Formate brauchen als die Mitarbeiter, die Smartphones von Nokia benutzen. “Unsere Lösungen laufen auch auf einem Blackberry-Serversystem”, sagte er.

Spionage ist nichts gegen Tücken des Alltags

Für die Sicherheit sorgt der Konzern mit der zugekauften ‘Intellisync’-Plattform, die jetzt auf einige der Nokia-Module kommt. Dadurch erhalten sie eine Anbindung und einen E-Mail-Push-Service, der keinen Netzwerkbetreiber dazwischen benötigt. Die Kommunikation funktioniere pur “über die Luft”: Angleichen, Updates und Verbindung benötigen nicht die üblichen zwischengeschalteten Stellen beim Serviceprovider. Giesswein betont die Bedeutung im Kampf gegen Abhören und Fehler.

Im Alltag zählen jedoch oft ganz bodenständige Fragen wie Verlässlichkeit, Flexibilität und einfache Pflege. Diese Fragen hat der Kunde Ludwig Meister GmbH so gelöst: Ein ISDN-Netz greift zwei Minuten nach Netzausfall alle Lasten auf und stellt den Geschäftsbetrieb wieder her. Ein Anpassungswerkzeug hilft, bei neuen Geräten schnell die gewünschten Funktionen zuzuweisen und die VoIP-Lösung im Festnetz wartet ebenfalls mit schneller Anpassung auf.

Beim Handy-Wechsel, was wegen auslaufender Verträge, neuer Modelle und neuer Anwendungsunterstützung recht häufig vorkommt, braucht einer der beiden System-Fachleute ihm zufolge nur fünf Minuten konzentrierter Arbeit, um ein Gerät upzudaten, umzustellen oder neu einzupflegen. Schließlich sind die Endgeräte von einer zentralen Stelle aus für alle angebundenen Standorte zentral zu verwalten.

“Früher brauchten wir dafür den Siemens-Service – jetzt genügen wenige Handgriffe, und ein neuer Mitarbeiter hat ein voll konfiguriertes Endgerät und muss sich nur noch mit der Bedienung vertraut machen”, sagte Geg. Das Handy funktioniert hierbei wie eine ganz normale Nebenstelle. Wenn die anderen drei Standorte angebunden sind, gebe es einheitliche Rufnummern und zugehörige Durchwahl für alle – egal ob mobil oder fest angebunden.

Nur noch ein Telefonsystem

“Bisher hatten wir sieben verschiedene Telefonsysteme, jetzt bald nur noch eines – das erleichtert uns die Geschäfte und Aufgaben sehr und macht die Welt für unsere Partner und Kunden deutlich transparenter.” Der IT-Leiter von Ludwig Meister beschreibt, dass die Zuweisung der Endgeräte durch das Design der Anlage komplett einzeln durchführbar ist. Auch dies mit wenigen Mausklicks von der Zentrale aus. Gesonderte Module, wie sie zuvor für solche Wechsel zwischen analog und IP notwendig gewesen sind, seien jetzt nicht mehr notwendig.

Mit einer solchen Einstellung wäre der begeisterte Erstanwender vorne mit dabei bei den Firmen, die die EIU zum Thema Fixed Mobile Convergence befragte. Auch ihnen ging es weniger um Kosteneinsparung sondern um Innovation, die den Alltag erleichtert. 70 Prozent der etwa 400 befragten Entscheider in 21 Ländern sprachen davon, dass sie jetzt deutlich besser mit Kunden, Partnern und Zulieferern kollaborieren könnten.

Erstaunliche 65 Prozent wollen die Lösung sogar bei der Einführung neuer Anwendungen einsetzen und sie so ganz fest in die Firmennetze verankern. Nicht überraschend ist, dass 72 Prozent damit rechnen, dass in den nächsten Jahren noch mehr Geld für die Konvergenz in die Hand genommen wird. Firmen wie Nokia und Motorola dürfte das freuen.