Apple-Chef wünscht sich DRM-freie Musik

Nicht Apple habe den Schutzmechanismus DRM (Digital Rights Management) unbedingt einführen wollen. Das sei eine Forderung der vier großen Musiklabels EMI, Sony BMG, Warner und Universal gewesen, rechtfertigt sich Jobs, dem immer vorgeworfen wird, Songs aus dem iTunes-Store mit DRM zu versehen, damit diese nur auf dem hauseigenen iPod abgespielt werden können.

“Als Apple bei den Musikunternehmen anfragte, ob man die Songs über das Internet vertreiben könne, verlangten sie von uns, dass wir ihr Eigentum schützen sollten, damit es nicht illegal kopiert wird. Die Lösung war, ein DRM-System zu konzeptionieren, das jedem Song aus dem iTunes-Store anhaftet und über eine spezielle Software ausschließlich auf autorisierten Geräten laufen darf”, beschreibt Jobs den Beginn der lizenzbelegten Downloads.

Inzwischen sei aber bekannt, dass das DRM-System Downloads von Musik nicht verhindern kann. Der Kopierschutz werde geknackt und der ganze Aufwand sei umsonst. Dazu müsse man endlich Alternativen finden. Die erste sei, so weiterzumachen wie bisher. Jeder Anbieter, allen voran Apple, Microsoft und Sony fahre ein proprietäres System. Nicht so schlimm, glaubt Jobs. Am Ende nämlich stammten nur 3 Prozent der Songs auf einem iPod aus dem DRM-beladenen iTunes-Store. Den Rest kopierten sich die User von eigenen CDs oder anderen Quellen. Das Argument, DRM schaffe eine Abhängigkeit, lässt Jobs nicht gelten.

Jobs zweites Angebot bezieht sich auf das eigene DRM-System FairPlay, das der Hersteller für Mitbewerber lizensiere. Dann aber könne er gegenüber den Labels nicht mehr garantieren, dass bei einem Hack des DRM-Systems der Schaden schnell behoben wird. Das jedoch verlangten diese und drohten, die Lizenzen für die Downloads aus dem iTunes-Store zurückzuziehen, sollte etwas nicht in ihrem Sinn laufen.

“Eine Welt ohne DRM”

Als dritte Möglichkeit schlägt er also vor, das DRM-System ganz abzuschaffen. “Stellen sie sich eine Welt vor, in der jeder Online-Laden DRM-freie und offen lizensierbare Musik anbietet”, schwärmt Jobs. Dann könnte jeder Player Musik aus jedem Store abspielen und jeder Laden könne Musik für alle Player anbieten. Das wäre die beste Alternative für die Anwender, “und Apple würde das begrüßen”.

Die Frage, warum die Musiklabels da mitziehen sollten, beantwortet er selbst auch. “Die einfachste Antwort ist, dass DRM nicht funktioniert.” EMI und Co. forderten DRM-belegte Songs online, verkauften aber selbst Millionen von CDs ohne Kopierschutz. Jedes Lied könne von der CD ins Internet geladen und dann, wenn derzeit auch illegal, auf jedem Rechner oder Player gezogen werden. Wenn die Labels also zu 90 Prozent lizenzfreie Musik verkauften, was hätten sie dann davon, die restlichen 10 Prozent kopiergeschützt zu vertreiben?

Das haben die Unternehmen mittlerweile auch erkannt. EMI experimentiert mit kopierschutzfreien MP3-Songs und die anderen haben bereits erklärt, dass Webseiten mit Abo-Charakter das heutige DRM-System ersetzen könne. Möglicherweise ist der Brief auch eine Antwort auf den Druck, der Apple gerade aus Europa entgegenschlägt. Der nämlich wächst im Hinblick auf die Inkompatibilität der Songs mit Endgeräten anderer Hersteller.

Branchenbeobachter sehen in der Aussage indes auch einen cleveren Schachzug des CEO. Es sei doch überraschend, wenn ein Unternehmen, das von DRM außerordentlich profitiert, plötzlich erkläre: Das ist ein Problem, löst es, wunderte sich Gartner-Analyst Mike McGuire. Beim Beratungshaus Forrester sieht man den Brief ebenfalls kritisch. Jobs wisse, wie man Aufmerksamkeit für ein Thema errege. “Er dreht die ganze DRM-Sache um, indem er sagt: ‘Ihr wollt, dass ich FairPlay öffne? Nun ja, ich will gar kein DRM-System!'”.

Andere wiederum glauben nicht daran, dass Apple ganz Abstand nehmen wolle. Im Grunde plane der Hersteller doch, dass alle Welt den Apple-Kopierschutz als eine Art Standard übernehme, vermutet die Recording Industry Association of America. Das bringe eine Menge Lizenzgebühren für Apple.

Silicon-Redaktion

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