Im Mittelstand gelten Allround-Informatiker als Fehlbesetzung
Die Arbeitsmarktchancen von Informatikern haben sich deutlich gebessert und es sind vor allem Mittelständler, die neues IT-Personal einstellen. Profitieren können davon aber eher Professionals, Berufseinsteiger sind weniger gefragt.
Die Zahl der Studienanfänger im Fach Informatik wird trotz des aktuellen Mangels an IT-Experten in der Wirtschaft deutlich zurückgehen, prognostiziert der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Seine Aussage stützt der IT-Branchenverband auf eine Umfrage beim Fakultätentag und beim Fachbereichstag Informatik, durchgeführt zum Jahresende 2006.
“Die Botschaft, dass die Wirtschaft händeringend nach gut ausgebildeten Informatikern sucht, ist bei den Schulabgängern offenbar noch nicht angekommen”, klagt Willi Berchtold. Seit dem Boomjahr 2000 sei die Zahl der Studienanfänger in der Informatik insgesamt um rund 30 Prozent eingebrochen, so der Bitkom-Präsident. Bei der bislang üblichen Abbrecherquote von 50 Prozent würden in wenigen Jahren nur noch 14.000 Studenten als Informatiker abschließen. Den Bedarf schätzt er auf rund 20.000 Absolventen jährlich. Wieder einmal scheinen goldene Zeiten für Computerspezialisten anzubrechen.
“Informatiker werden in den kommenden Jahren gefragt sein”, meint Dr. Bernhard Hohn, Fachmann für diese Berufsgruppe bei der Zentralstelle für Arbeitsvermittlung in Bonn. Doch er widerspricht dem Verband, junge Leute würden nur zögerlich ein IT-Studium aufnehmen. Tatsächlich gab es nach Auskünften des statistischen Bundesamtes 1997 rund 17.000 Studienanfänger, 2005 waren es fast 30.000. Dazwischen, auf dem Höhepunkt im Internet-Hype 2000, sind es 38.000 gewesen.
Junge Leute sind vorsichtiger geworden
“Im Vergleich zum Jahr 2000 sind die jungen Leute einfach vorsichtiger geworden”, begründet er den kontrollierten Rückzug auf Normalmaß. “Junge Leute sollten ihr Studienfach unabhängig von prognostizierten Wirtschaftsdaten wählen und das lernen, was ihrem Talent und Interesse entspricht und was ihnen Spaß macht”, ist sein Rat.
In der zweiten Jahreshälfte 2006 hat sich der Arbeitsmarkt deutlich verbessert. So ist die Anzahl der arbeitslos gemeldeten Informatiker im September 2006 um gut 4000 im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. 10.000 Informatiker waren am Ende September 2006 arbeitslos gemeldet. Dem gegenüber stehen Mitte Dezember 2006 rund 1700 offen gemeldete Stellen. Im Dezember 2005 waren es nur etwa 1200.
Der Personaldienstleister Adecco hat 2005 rund 11.450 Stellenagebote für Informatiker gezählt. 2006 waren es 12.750. Das alles sind deutliche Zeichen eines sich belebenden Arbeitsmarktes für IT-Spezialisten. Weil Hohn keine Anzeichen von Störungen sieht, geht er davon aus, dass sich die positive Entwicklung zumindest bis zum Jahresende fortsetzen wird. Das bedeutet: Rückgang bei den Arbeitslosen, Zugang bei den offenen Stellen. Profitieren werden davon aber vor allem Professionals.