Der Deal zwischen Microsoft und Novell habe eine rechtliche und eine technologische Seite, erklärte Michael Grözinger, National Technology Officer von Microsoft. Im Wesentlichen hätten Microsoft und Novell einen Nichtangriffspakt geschlossen, mit dem Novell und Microsoft ihren Kunden zusichern, dass im Falle einer Urheberrechts- oder Patentverletzung Anwender nicht belangt werden können. Das Abkommen könne aufgrund der Komplexität jedoch keine Details spezifizieren.
Microsoft habe beispielsweise auch mit IBM solche Patentabkommen, das seien ganz normale Dinge, die in der Business-Welt stattfinden. Dennoch habe die neue Freundschaft auch ihre Grenzen. So werde Microsoft “mitnichten Linux” verkaufen, versetzt Grözinger. “Wir sind nach wie vor Wettbewerber.”
“Es hat tatsächlich keinen konkreten Anlass eines Rechtsstreites gegeben”, bekräftigte Holger Dyroff, Vice President Product Management Suse bei Novell. Zudem sei der Deal für USA “sicherlich wichtiger” als beispielsweise für Europa. Hier gilt unter anderem ein anderes Patentrecht. In Deutschland kann beispielsweise ein Anwender nur schwer wegen Urheberrechtsverletzungen des Herstellers belangt werden.
Dennoch, so Dyroff, zeigten die Abschlüsse großer Anwender, wie der Deutschen Bank oder Walmart, dass Unternehmen auf die durch den Deal gewährleistete Rechtssicherheit großen Wert legen. Auch bei Verkaufsgesprächen zeige die Vereinbarung bereits eine beschleunigende Wirkung. Grözinger: “Dieses Agreement hat fünf Jahre Laufzeit. Es wird nichts dagegen sprechen, solche Agreements zu verlängern.”
Etwas konkreter werden die Hersteller, wenn es um gemeinsame technologische Projekte geht. Nachdem sich Microsofts Active Directory und Suse Enterprise 10 bereits über Samba und Kerberos verständigen können, sollen sich Suse und Microsoft bei Verzeichnisdiensten und beim Identitätsmanagement näher kommen. “Die Kooperation zielt auf das, was über den LDAP-Zugriff hinausgeht”, kommentierte Dyroff.
So sollen künftig Novells eDirectory über Microsofts SharePoint sowie Linux-Anwendungen über Microsoft Active Directory zugreifen können. Weitere Details wollen die Unternehmen im ersten Quartal 2007 bekannt geben.
Auch ein gemeinsames System Management soll die Lager im Rechenzentrum zusammenführen. Über eine Unterstütztung für die DMTF-Initiative (Ditributed Management Task Force) soll für Windows- und Linux-Welten ein universales Management-Protokoll für Web Services entstehen.
Werner Schwimmer, bei ComputaCenter für Infrastruktur Migrationen verantwortlich, sieht in diesen Entwicklungen durchaus Sinn: “Viele Unternehmen haben ihre zentralen Anwendungen in heterogenen Systemen.” Gerade bei großen Applikationen unterscheiden Anwender sehr granular und sehr isoliert, welche Plattform zum Einsatz kommen soll, daher sei ein Plattform-unabhängiges Management für Anwender und auch für Partnerunternehmen wie ComputaCenter ein Gewinn.
Einer der wichtigsten Teile der Kooperation wird die Virtualisierung von Windows und Linux-Systemen sein. Holger Dyroff von Novell erklärte, dass von beiden Unternehmen gegen Ende 2007 Adapter kommen werden, die auf den jeweiligen Host-System und Hypervisor aufsetzt. Im Falle Novell wird das Xen sein, Microsofts Produkt ist der Virtual Server, der mit Microsoft Longhorn verfügbar wird. Erste Beta-Versionen sind ab Mitte 2007 zu erwarten. Der Novell-Adapter werde zudem für alle Produkte, die auf Xen basieren verfügbar sein, noch sei aber nicht klar, so Dyroff, ob als Open Source oder in einer anderen Form.
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