CIOs ringen mit der IT-Industrialisierung
Für viele IT-Leiter ist die Industrialisierung der IT ein Thema, das nicht nur ihre eigene Rolle verändert, sondern auch die Struktur ihrer Abteilung.
Das ist ein Ergebnis der Studie ‘IT Trends 2007’. Die Unternehmensberatung Capgemini hat dafür IT-Leiter aus 67 deutschen Firmen sowie aus Österreich und der Schweiz befragt, deren Unternehmen einen Jahresumsatz von jeweils mehr als 250 Millionen Euro erwirtschaften.
Demnach haben sich die meisten IT-Leiter bereits an den Gedanken gewöhnt, dass sich ihre Rolle und die der Technologie wandeln. In welche Richtung dieser Wandel geht, steht fest: die Grenzen zwischen den Applikationen, Systemen und Firmennetzen verschwimmen, Business und IT rücken näher zusammen und IT-Services werden standardisiert. Wie weit diese Veränderungen führen, ist jedoch noch unklar. Derzeit werden die Arbeitsweisen umgestellt, offene Architekturen entwickelt und Rollen neu definiert.
Industrialisierung der IT bedeutet unter anderem, dass die Fertigungstiefe der IT-Abteilung sinkt. Vom IT-Leiter wird immer mehr verlangt, in wirtschaftlichen Dimensionen zu denken und IT-Lösungen für Geschäftsprozesse zu finden. Der IT-Leiter agiert dabei oft zwischen den Stühlen – er versucht den neuen Anforderungen gerecht zu werden und gleichzeitig seine Abteilung und deren Leistungen umzustrukturieren.
Das gelingt allerdings nur zum Teil, so Capgemini. Während die Service-Prozesse nach und nach standardisiert werden, lassen viele IT-Leiter Governance-Maßnahmen außer Acht und erstellen einen Business Case nur dann, wenn das verlangt wird. Damit fehlt ihnen oft die Grundlage, um ein übergreifendes Portfolio-Management zu begründen und die Projekte gemeinsam mit der Geschäftsleitung zu priorisieren. Als Folge haben IT-Leiter zu viel zu tun, schließen Projekte zu spät ab und überziehen das Budget
Industrialisierung der IT beinhaltet auch, dass immer mehr Leistungen zugekauft werden. Anstatt jedoch die Vorteile von Dienstleistern in Indien und China zu nutzen, lagern die meisten Befragten in das eigene oder Nachbarländer aus. Die Sprachprobleme und die kulturellen Unterschiede scheinen höhere Hürden zu sein als angenommen.
Die Industrialisierung der IT ziehe weit reichende Veränderungen nach sich, hieß es von Martin Bettels, Capgemini Vice President Alliances and Innovation. “Die IT-Landschaft eines Unternehmens wird immer flexibler und dient mehr und mehr als Drehscheibe für die Kopplung von Services.” Das wirke sich auf die Rolle des IT-Leiters aus.
Die meisten sehen ihre Aufgabe derzeit darin, als Dienstleister des Unternehmens für die reibungslose Lieferung der IT zu sorgen (79 Prozent). Die Rolle als Business Partner – der geschäftliche Anforderungen in technische Lösungen übersetzt – nehmen heute lediglich 53 Prozent wahr. In Zukunft werden es laut Capgemini 92 Prozent sein – was bedeute, dass sich diese Tätigkeit zur Hauptaufgabe entwickelt.
Neben dem Wandel der Rolle der IT-Leiters verändert sich auch die Erbringung der Services. Um diesen Wandel vorzubereiten, konzentrieren sich die meisten IT-Leiter auf die Implementierung von Standards und die Definition der Prozesse. “Der Einführung neuer Methoden wird derzeit zu wenig Beachtung geschenkt”, so Bettels.
Um den Wandel zu vollziehen, steuert die Mehrheit aktiv die Änderung der Fertigungstiefe. Capgemini zufolge wird in fünf Jahren nur noch knapp ein Fünftel der Software im eigenen Haus entwickelt (heute 28 Prozent). Drastischer sinkt die Eigenleistung bei der IT Infrastruktur – von derzeit knapp 50 auf rund 35 Prozent. Bei Pflege und Wartung der Anwendungen nimmt dieser Wert auf rund 41 Prozent ab.
Das bedeute aber nicht, dass weniger investiert wird, hieß es. Die IT-Budgets sinken 2007 nur in wenigen Firmen, viele halten das Vorjahresniveau oder geben mehr aus. Die Studie steht zum kostenlosen Download im Netz.