silicon.de: Während es für Musik immerhin funktionierende Modelle gibt, ist im Fall von Video die Problematik wohl etwas komplizierter. Muss das richtige DRM dafür erst noch erfunden werden?
Sagan: Ja, das ist die YouTube-Herausforderung. Sie ist in der Tat um einige Größenordnungen schwieriger als bei Musik. Bei der Verwendung von Ausschnitten, die jemand zum Beispiel aus seinem Fernseher nimmt und sie auf eine Webseite postet, ist es schwierig herauszufinden, was ist das Huhn und was das Ei? Das ist ein Problem weit jenseits eines DRM-Konzeptes, das heute existiert. Andererseits sind viele der Ansicht, dass das DRM von Windows für ihre Bedürfnisse völlig ausreichend ist.
silicon.de: Welche Technologien betrachten Sie für die Zukunft der digitalen Medien als ausschlaggebend?
Sagan: Ich glaube, die Technologie zur Syndizierung von Inhalten wird sehr wichtig sein. Was immer in Sachen DRM passieren mag, die Anbieter werden ihre Inhalte auf so viele Plattformen wie möglich sehen und dafür bezahlt werden wollen. Sie haben in der Regel nichts dagegen, wenn die Inhalte weit verbreitet werden, wohl aber wollen sie die Mechanismen kontrollieren, mit denen Geld verdient wird, beispielsweise über Werbung. Wir stecken momentan selbst viel in die Entwicklung um einen Weg zu finden, Inhalte direkt oder indirekt zu syndizieren und gleichzeitig die Werbung um diese Inhalte herum steuern zu können.
silicon.de: Spielen die unterschiedlichen Streaming-Standards dabei ein Rolle?
Sagan: Unsere Technologie setzt weiter oben an. Wir unterstützen alle populären Streaming-Formate, doch die Anbieter von Inhalten interessiert etwas anderes viel mehr: Wenn sie ihre Inhalte zur Verfügung stellen, können Sie kontrollieren, wer wann was sieht oder damit verlinkt? Momentan ist das noch nicht möglich. Die Anbieter freuen sich zwar über die Promotion, wenn Inhalte kopiert werden, aber das tut ihnen finanziell weh. Wenn ich das geregelt habe, kann ich so viele Formate unterstützen wie ich will – je mehr, desto besser.
silicon.de: Zurück zum Verkehr: Welche Gefahren sehen Sie momentan für das Internet?
Sagan: Das Internet ist ein sehr verletzlicher Ort und auch ein Ort des anonymen Verkehrs. Was wir besorgt wahrnehmen ist das Wachstum des illegitimen Verhaltens, von Botnetzen, Viren und Denial-of-Service-Attacken. All das gefährdet die Leistungsfähigkeit des Internet und auch dessen Nutzung, wenn die Leute durch schlechte Erfahrungen davon abgeschreckt werden.
silicon.de: Ist es so, dass Cybercrime besser organisiert ist als die Leute auf der Seite des Gesetzes?
Sagan: Das ist sehr richtig, ich habe auch selbst viel über das organisierte Internet-Verbrechen gehört aber noch nie den Begriff ‘organisierte Strafverfolgung’. Eines der größten Themen für Verbrecher ist, wie kommt man davon? Im Internet kann man seine Verbrechen von der anderen Seite des Planeten aus begehen und so dem Arm des Gesetzes entkommen. Die Strafverfolgung ist in der Tat nicht koordiniert. Ich habe zwar vieles in Sachen Strafverfolgung im Internet gesehen, was sehr ausgeklügelt und effektiv ist, jedoch scheinen die Kriminellen über bessere finanzielle Ressourcen zu verfügen und sich auch schneller zu bewegen.
Das ist eine sehr schwierige Dynamik, die sehr viel zerstörerisches Potenzial birgt. Ich bin bestürzt darüber, dass dieses Thema auch im letzten Weltwirtschaftsforum in Davos nicht gebührend ernst genommen wurde. Auf der anderen Seite kann es sich die Industrie nicht wirklich leisten, selbstgefällig zu sein und zu sagen: ‘Was heute nicht passiert ist, wird auch morgen nicht passieren’. Die Industrie muss heute dafür sorgen, dass morgen nichts schlimmes passiert. Da fest steht, dass wir nicht darauf warten können, das so etwas wie organisierte Strafverfolgung in nächster Zeit kommt, muss sie sich umso mehr Mühe geben, die Produkte sicherer zu machen und die Verbraucher auf Gefahren hinweisen.
silicon.de: Kann denn wenigstens die internationale Legislative etwas für die Sicherheit leisten?
Sagan: Das Thema der Internet-Governance ist sehr vertrackt, weil es nicht wirklich so etwas wie Internet-Governance gibt. Nur die Domain-Namen werden zentral gesteuert, aber das hat nicht viel mit Sicherheit zu tun. Auch die ITU (International Telecommunications Union) spielt keine Rolle bei der Regulierung des Internet, erst recht nicht in Sachen Strafverfolgung.
silicon.de: Sollte sie?
Sagan: Ich glaube nicht, dass es praktikabel wäre. Sie ist bürokratischer aufgestellt als ein Standardisierungsgremium. Bis sie eine Maßnahme beschließt, sind die Kriminellen wahrscheinlich fünf Schritte weiter.
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