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‘Es ist Prime-Time für Breitband’

Akamai betreibt ein weltweites Netzwerk von über 20.000 Servern, mit deren Hilfe sich einige Schwächen des Internets wie Überlastung oder schlechte Verfügbarkeit umgehen lassen. Täglich wird über die Akamai-Plattform über 20 Prozent des weltweiten http-Verkehrs ausgeliefert, darunter Apples iTunes. Zu seinen Kunden in Deutschland gehören zahlreiche Medienhäuser wie das ZDF oder der Bayerische Rundfunk.

Paul Sagan ist ein Internet-Pionier und seit 1998 bei Akamai dabei, seit 2005 als CEO und President des Unternehmens. Der langjährige Berater des Weltwirtschaftsforums in Sachen IT ist selbst altgedienter Medienprofi. Er war Geschäftsführender Redakteur der Projekts ‘News on Demand’ bei Times Warner sowie maßgeblich für den Aufbau der Online-, Kabel- und Electronic-Publishing-Sparte des Medienriesen verantwortlich. Mit ‘RoadRunner’ gründete er den weltweit ersten Breitbandmodem-Service, mit ‘Pathfinder’ eine der ersten Anwendungen für Internet-Werbung.

silicon.de: Wie hat sich der Internet-Verkehr in den letzten Jahren entwickelt?

Paul Sagan: Der Verkehr steigt rapide, wenn auch regional unterschiedlich. Das haben wir hauptsächlich dem Breitbandverkehr zu verdanken, der in den letzten Jahren richtig explodiert ist. Wir haben momentan Prime-Time fürs Breitband. Die Verfügbarkeit von Breitbandverbindungen hat zu viel mehr Breitbandinhalten geführt. Es gibt inzwischen ein großes Publikum mit Breitbandanschluss, dass es sich für die verschiedenen Anbieter von Breitbandprogrammen lohnt, gezielt einzelne Zielgruppen anzugehen, und trotzdem ein funktionierendes Geschäftsmodell zu haben. Ganz egal, ob diese Geschäftsmodelle auf den Verkauf von Abonnements oder – viel öfter – auf das Platzieren von Webung basieren.

silicon.de: Schlägt jetzt endlich auch die Stunde des Internet-TV?

Sagan: Man sollte das Thema Internet-TV nicht overhypen. Auch in Nordamerika sind die Inhalte, die im TV konsumiert werden, im wesentlichen desselben Typs wie vor fünf Jahren. Allerdings wächst die Zahl der digitalen Inhalte – egal ob Audio oder Video, live oder on demand – ganz rapide. Die Bewegtbildinhalte, die im interaktiven Modus gefragt sind, sind allerdings deutlich anders als die von traditionellen TV-Anbietern. Das Medium Internet treibt damit eine Veränderung der Medieninhalte voran. Und diese Inhalte verändern die Seh- und Hörgewohnheiten der Verbraucher. Ich weiß nicht ob sie je die traditionellen Inhalte ersetzen werden können. Mittelwellenradio existiert immerhin auch heute noch. Aber ich glaube, dass digitale Medien in den nächsten fünf Jahren die Medienlandschaft in einem stärkeren Ausmaß verändern werden, als die analogen Medien es je getan haben.

silicon.de: Wird es die Killerapplikation(en) geben, die eine massenhafte Annahme der digitalen Medien bringen wird?

Sagan: Ich glaube, dass das bereits passiert ist, und es ist die Massenverfügbarkeit von Breitbandverbindungen. Andererseits erwarte ich eine ganze Reihe von Geräten, die es den Nutzern erleichtern werden, digitale Inhalte vom PC auf den heimischen Bildschirm zu bringen. Dazu gehört beispielsweise Apple TV, und wir werden dieses Jahr noch mehr davon sehen. Es wird weniger um eine einzelne Innovation gehen sondern vielmehr um die Rationalisierung der Konvergenz. Es geht darum, den richtigen Weg ins Wohnzimmer zu finden.

Außerdem müssen noch viele Urheberrechtsfragen geregelt werden. Der Großteil der traditionellen Medieninhalte wurde nicht in einer Form produziert, die es leicht macht, sie im grenzenlosen interaktiven Raum zu konsumieren. Das Internet mag einfach keine geografischen Grenzen und Urheberrechte respektieren. Andererseits verlangt das Urheberrecht, dass gewisse Grenzen doch respektiert werden. Diese Konflikt muss erst einmal gelöst werden.

silicon.de: Die Unterhaltungsindustrie sucht immer noch nach dem richtigen Rezept und ist angeblich mit dem jetzigen Digital Rights Management (DRM) nicht zufrieden. Es wird gemunkelt dass sie es fallen lassen wird. Halten Sie das für realistisch?

Sagan: Ich kenne die Details dazu nicht. Ich weiß aber, dass es DRM-Modelle gibt, die im Markt akzeptiert werden, wie das von Apple. Auch einige Abonnement-basierte Modelle kommen gut an. Wir wissen jetzt, dass nicht jeder Konsument digitaler Inhalte ein Pirat ist. Die Verbraucher haben signalisiert, für bestimmte Geschäftsmodelle bezahlen zu wollen und warten auf das, was nun angeboten wird.

Andererseits tut sich die Industrie keinen Gefallen zu glauben, dass sie das Jini wieder in die Flasche einsperren kann. Sie hat sich lange gegen den Strom gestellt und Regeln gesetzt, die sich teilweise gegen die Bedürfnisse der Verbraucher gerichtet haben. Es ist ein Fehler, die eigenen Kunden vor den Kopf zu stoßen. Immerhin sind sie diejenigen, die das Geld ausgeben. Wenn man dem Kunden allzu oft ins Gesicht sagt, dass er im Unrecht ist, wird er einem irgendwann die kalte Schulter zeigen.

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Silicon-Redaktion

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