Das W3C hat jetzt mit viel Schwung eine bereits etwas angestaubte Arbeitsgruppe neu aufgesetzt, die mit eigenen Personalmitteln ausgestattet wurde. Es wird um Mitarbeit geworben. Browserhersteller voran, außerdem Entwickler mit Erfahrung mit Standards sollen sich an der Arbeit beteiligen. Eine Mitgliedschaft im W3C sei dabei nicht erforderlich, hieß es. Diese Arbeit soll so offen und breit wie nur möglich gefahren werden, teilte das internationale Standardisierungsgremium mit.
Dieser Schritt wurde demnach unternommen, weil Entwickler- und Designergruppen sich offenbar massiv dafür ausgesprochen hatten. Das W3C hatte jetzt auch wegen der vielen Anregungen noch einmal betont, dass eine offene Arbeitsweise die Einbeziehung von möglichst vielen Anregungen möglich mache. Die Entwickler sind aber nicht nur deshalb selbst aktiv geworden und haben beim W3C angeklopft, weil die letzte standardisierte Version von HTML, die HTML 4, schon zehn Jahre alt ist. Sie drückten damit auch den Wunsch nach Rückwärtskompatibilität aus.
“HTML begann einfach, mit strukturierter Markup, ohne Lizenzverfügungen und mit der Möglichkeit, mit allem verbunden zu werden. Mehr als alles andere hatte diese Einfachheit und Offenheit zu ihrem großartigen und anhaltenden Erfolg geführt”, sagte Tim Berners-Lee, HTML-Erfinder und langjähriger Director des W3C. Ihm zufolge ist es Zeit geworden, den Standard zu überarbeiten und zu “sehen, was wir tun können, um die Bedürfnisse der Community zu erfüllen”. Dies soll effektiv geschehen, ergo mit der Verpflichtung seitens der Browserhersteller und deshalb auch in einer offenen und transparenten Art und Weise.
Zunächst hatte das W3C auf XML gesetzt und versucht, eine technische Übergangsform zu finden zwischen HTML und XML. Der Bedeutung von XML wurde bereits 1998 durch Einsetzung einer Arbeitsgruppe Rechnung getragen. Wie das W3C weiter mitteilte, hätten ein Workshop und genaue Untersuchungen ergeben, dass die Überführung von HTML in ein weit verbreitetes und extrem offenes, vielfältiges und variables XML-Format möglich und gewünscht sei. Folglich wurde die erste Empfehlung für ‘XHTML’ als Übergangsform im Jahr 2000 ausgegeben.
Jedoch spielten die traditionellen Browserhersteller nicht mit. Das Erbe des Web auf Basis von HTML habe dazu geführt, dass die Akzeptanz und der Übergang nur schleppend vor sich gegangen sei. Dies insbesondere im Desktop-Bereich, wo sich die Content-Entwickler augenscheinlich nicht zu einem breiten Einsatz von XHTML entschließen konnten.
Aus diesem Lager kam dann auch die Initiative, die W3C um eine starke Weiterentwicklung von HTML als reines HTML zu bitten, hieß es. Neue Features standen dabei ebenso auf der Wunschliste wie die Weiterentwicklung auf Basis des HTML4-Standards und seine Anpassung an die moderne Praxis der Community. Rückwärtskompatibilität ist dabei ein Muss. Das W3C antwortete darauf zunächst mit der Ankündigung robuster Test-Suiten, um die Interoperabilität zu gewährleisten. Validierungs-Services sollen der Community für den Bau künftiger Technik zur Verfügung stehen. Anhand der HTML Working Group Charter sollen sich Anwendungsdesigner, Browserhersteller und Content-Verantwortliche gemeinsam einbringen, HTML zu erneuern.
Für XHTML bedeute dies aber nicht das Aus, teilte das W3C weiter mit. Es werde in anderen Märkten wie mobilen und Geschäftsanwendungen, für serverseitige Anwendungen und eine wachsende Anzahl von Web-Lösungen, wie beispielsweise Blogging-Software, gern verwendet. Außerdem wüchsen die Märkte für XML kontinuierlich und sehr stark, hieß es. Das W3C will also eine XML Syntax entwickeln, die zusätzlich zur klassischen HTML-Syntax für die neue HTML gelten soll.
Die Arbeitsgruppe für die neue Version XHTML 2.0 soll ebenso wieder aufgefrischt werden. Außerdem wirbt das W3C für Mitarbeit bei den weiteren reaktivierten Arbeitsgruppen: die HTML Coordination Group und die Forms Working Group. Letztere soll an der Xforms-Architektur weitertüfteln, die bei einer ganzen Reihe von Plattformen inzwischen Anklang gefunden habe.
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