Suns Sparc-Prozessor bekommt eine eigene Vermarktung

Am besten gefallen würde es Sun, wenn andere Server-Hersteller den Sparc-Prozessor in ihre Systeme integrieren wollten. Dass das eine extrem harte Nuss ist, weiß auch der zum Chef der neuen Microelectronics-Abteilung erkorene und vormalige Vice President für Storage, David Yen. Denn unter den Abnehmern sind auch drei Hersteller, die eigene Prozessoren entwickeln oder mit Chipherstellern kooperieren. So betreibt IBM ihre Power-Familie, Hewlett-Packard hat den Intel-Itanium-Chip mit entworfen und Dell verkauft ausschließlich Server mit x86-Prozessoren, wie den Xeon von Intel oder den Opteron von AMD.

Die Microelectronics Group soll künftig die Entwicklungsarbeit im Bereich des Network Computings, der Kryptographie und des High Performance Computings koordinieren und vorantreiben. Außerdem erhofft man sich Fortschritte bei der nächsten Generation der als Open Source offengelegten  Prozessoren mit Chip-Multi-Threading.

In den 90er Jahren hatte Sun die Idee schon einmal, Sparcs unabhängig von Server-Systemen zu entwickeln und separat zu verkaufen, damit andere ihre Systeme drum herum bauen. Das gelang nicht und so war der Hersteller selbst sein bester Kunde. Die Sparc-Gruppe blieb dennoch zunächst eigenständig. 2004 aber verschmolz Jonathan Schwartz, damals COO, die Sparc-Abteilung mit der Sparc-Server-Gruppe.

Jetzt stünden die Chancen besser, hofft Schwartz, heute CEO, der es ohnehin gerne sieht, wenn Sun-Produkte mit denen anderer Hersteller interoperieren. Beispielsweise erhalten die Verkäufer höhere Provisionen, wenn es ihnen gelingt, das Betriebssystem Solaris für Server anderer Anbieter zu verkaufen. “Unser Silizium von der strikten Abhängigkeit der Sun-Systeme abzukoppeln wird unserem Profil weltweit gut tun”, schwärmte Schwartz denn auch in einem Statement.

Trotz der Pläne, die vor allem wieder Geld in die zuletzt klammen Kassen des Herstellers spülen sollen, muss man auch realistisch bleiben können. Laut Yen, der in den Jahren vor der Leitung der Storage-Abteilung die Ultra-Sparc-basierten Produkte erneuert hat, ist man sich dessen durchaus bewusst. Der Großteil der Sparc-Chips werde erst einmal weiterhin intern, an Suns Server-Gruppe, verkauft werden. In Zukunft hat der ‘alte Neue’ aber neben dem Verkauf an andere Serverhersteller auch Anbieter im Visier, die Embedded Systeme bereitstellen, bei denen der Anwender für gewöhnlich das Innenleben der Hard- und Software nicht sieht.

“Dieser Markt ist leichter zu penetrieren”, so Yen. Erste externe Anwender sollen in den nächsten Wochen präsentiert werden. Dennoch werde es Jahre dauern bis Sun die externen Verkaufszahlen mit den internen auch nur annähernd vergleichen könne.

Auch wenn die neue Strategie in den Augen mancher Experten riskant ist – immerhin  scheiterte ein ähnliches Projekt schon einmal – sehen es die neuen Verantwortlichen positiv und gelassen. Ja, der Sparc-Prozessor sei ein wenig hinter den anderen Chips auf dem Markt zurückgefallen. Das soll sich aber jetzt ändern. “Hätte Intel ausschließlich an Dell verkauft und sich an deren Systemen orientiert, wäre der Hersteller heute auch nicht dort, wo er ist”, versuchte Yen Suns Situation zu beschreiben. Die erste Phase sei mit der eigenen Abteilung aber gemacht.

Hilfe erhält der Hersteller auch weiterhin von Texas Instruments und Fujitsu. Erstere bauen Suns Chips, und Fujitsu entwickelt eigene Varianten der Sparc-Prozessoren. Sun und Fujitsu planen noch für die erste Jahreshälfte 2007 den Verkauf einer neuen Generation in Servern namens ‘Advanced Product Line’.

Silicon-Redaktion

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