Open Text bündelt Infos aller Applikationen auf einer Plattform
Der ECM-Anbieter Open Text will mit den ‘Enterprise Library Services’ die Speicher aller Applikationen vereinen und eine mit SAPs R/3 vergleichbare Plattform für Content-Verwaltung bereitstellen. Die Hersteller ziehen mit.
“Wir sind groß genug, dass es Hersteller wie Oracle, SAP oder Microsoft mit uns versuchen wollen. Aber auch klein genug, dass sie keine Angst haben, wir könnten ihnen ein Geschäftsfeld wegnehmen”, sagte Tom Jenkins, ehemaliger CEO bei Open Text, und, weil der “Auseinandersetzung mit Analysten” müde, heute ‘nur’ noch Chefstratege.
Die Zukunft des Record Managements, dessen Vision beim Anbieter schon seit längerem existiert, soll mit ‘Livelink ECM 10’ Realität werden. Records Management gleicht Informationen mit Policies ab und entscheidet danach, wie eine Information klassifiziert, verwaltet, abgelegt und schließlich gelöscht wird. Die neue ECM-Suite, die für das vierte Quartal dieses Jahres angekündigt ist und die Enterprise Library Services enthalten soll, will genau das über alle Anwendungen hinweg anbieten.
Sie integriert Archivierungs-Technologien, die Open Text mit der Übernahme von Ixos erworben hat, unternehmensweites Records Management, eine Metadatenschicht und die Suche nach Informationen. Auf diese Weise sollen Firmen Aufbewahrungsfristen und -regeln auf Inhalte in Livelink ECM, alle gängigen Applikationen, Mail- sowie Dateiensystemen und anderen Repositories anwenden können.
“Bislang bleibt jede Abteilung mit ihren speziellen Anwendungen alleine”, so Jenkins bei der Präsentation der Strategie. Für Anforderungen an die Compliance mit ihren Fristen für die Aufbewahrung, aber auch für Kapazitätsplanungen und der Frage, ob nicht dieser oder jener Datensatz gelöscht werden kann, sei eine Konsolidierung heutzutage und in Zukunft sehr wichtig.
Im Einzelnen bündeln die Enterprise Library Services drei Bereiche, die Open Text überschrieben hat mit ‘Basic Content Services’, ‘Enhanced Content Services’ und ‘Extended Content Services’. Zu den Basics zählen Eigenschaften wie Sicherheit, Metadaten oder Versionenkontrolle. Die erweiterten Dienste umfassen unter anderem Web Content Management und Workflow. Die dritte Säule stützt Business Process Management oder auch ERP und CRM Content-Integration.
“Wir verhalten uns bei all dem neutral – wir sind quasi die Schweiz im ECM-Kontext”, versucht Jenkins die Strategie weiter zu erklären. Noch deutlicher werde der Plan von Open Text, wenn man sich vorstelle, dass Livelink ECM 10 so etwas wie SAP R/3 für das Dokumenten-Management sei. Auch hierbei handle es sich um ein Informationssystem für das gesamte Unternehmen.
Dazu setzt der Anbieter auf Hersteller wie Oracle, Microsoft oder SAP. Eine Zusammenarbeit mit Microsoft besteht schon seit Jahren, unter anderem ist die Sharepoint-Suite in Livelink ECM integriert. Jüngster Coup ist eine noch engere Kooperation mit SAP. Open Text präsentierte diese Woche eine Records-Management-Lösung speziell für SAP-Umgebungen, die vom Walldorfer Konzern als Endorsed Business Solution anerkannt wurde. Das bedeutet, dass die SAP sie in das eigene Softwareangebot aufnehmen und Partner die Lösung vertreiben werden.
Davon profitieren werden zunächst vor allem Behörden in den USA, die mit einer SAP-Architektur arbeiten. “In Nordamerika landen jährlich 16.000 neue Regeln auf den Behördentischen”, erklärte Patrick Barnert, zuständig für das SAP-Geschäft bei Open Text. “Wie soll man das noch managen?” Bis die Lösung nach Deutschland kommt, wird es noch eine Weile dauern. Immerhin ist die Bundesrepublik die primäre Entwicklungsstation für die neue Livelink ECM 10.
Der ECM-Markt ist derzeit heiß umkämpft. Open Text legt sich mit großen Konkurrenten an wie EMC oder IBM. “Früher waren es einmal mehr Wettbewerber”, so Jenkins. Inzwischen sei der Markt durch Zukäufe wie Open Text mit Ixos ein wenig bereinigt. Heute gebe es letztlich nur noch “uns drei”.