“Neuanfang bei Siemens nur ohne Kleinfeld möglich”
Beim Münchner Konzern will man die Zukunft nicht mit Altlasten beginnen. Deshalb denken die Aufsichtsräte jetzt laut über einen Personalwechsel nach – und suchen einen Nachfolger für Klaus Kleinfeld.
Die Gefahr, dass der Siemens-Chef doch irgendwie in die Schmiergeldaffäre verwickelt sein könnte, sei zu hoch, sagte der Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, der Präsidiumsmitglied bei Siemens ist. Nach Angaben der Financial Times Deutschland sind auch andere Aufsichtsräte für einen Wechsel. Nur dann könne die Zukunft wirklich ein Neubeginn gegenüber der affärenbeladenen Vergangenheit sein, heißt es.
Über stichhaltige Beweise verfügen die Befürworter der Personalie indes nicht. Zwar geriet Kleinfeld immer wieder in den Strudel angeblicher Mitwisser, beweisen konnte man ihm jedoch nie eine irgendwie geartete Beteiligung. Zuletzt ging er gar gestärkt in die Zukunft, mit guten Zahlen und einer Vertragsverlängerung vor Augen, über die am Mittwoch möglicherweise entschieden werden könnte. Sein Vertrag läuft am 30.September aus.
Zur Auswahl stehen angeblich mehrere Personen. Ackermanns Favorit soll Linde-Chef Wolfgang Reitzle sein. Ein offizielles Statement dazu gibt es noch nicht. Wie das Handelsblatt berichtet, soll Reitzle aber schon abgesagt haben. Zu diesem Entschluss soll er nach einem Gespräch mit Ackermann und Cromme am vergangenen Samstag gekommen sein.
Auch, dass sich der designierte Nachfolger Heinrich von Pierers, der derzeitige ThyssenKrupp-Aufsichtsratschef Gerhard Cromme, um die Sache kümmern soll, blieb noch unbestätigt. Cromme sei aber in die Pläne eingeweiht, so ein Beteiligter gegenüber der Zeitung.
“Wünschenswert wäre, am Mittwoch überhaupt nichts zu entscheiden und die Personalie auf die nächste Aufsichtsratssitzung in drei Monaten zu verschieben”, so der Insider. Das gäbe Linde genug Zeit, einen Nachfolger für Reitzle zu finden. Sollte bis dahin niemand Kleinfeld ersetzen, könne man ihm immer noch einen neuen Vertrag anbieten, heißt es.