Kleinfeld teilte dem Aufsichtsrat mit, dass er seinen Posten zum 1. Oktober 2007 abgibt. “In diesen Zeiten braucht das Unternehmen Klarheit über seine Führung. Daher habe ich mich entschlossen, für die anstehende Verlängerung meines Vertrags nicht mehr zur Verfügung zu stehen”, so Kleinfeld.
Auch sehr gute Geschäftszahlen konnten Kleinfeld nicht retten. Siemens hat im zweiten Quartal des Geschäftsjahrs 2007 sein Geschäftsvolumen nach eigenen Angaben deutlich gesteigert. Der Auftragseingang wuchs um 9 Prozent auf rund 23,5 Milliarden Euro, der Umsatz legte um 10 Prozent auf etwa 20,6 Milliarden Euro zu. Und der Gewinn nach Steuern kletterte um 36 Prozent auf zirka 1,2 Milliarden Euro.
Trotzdem wollte der Aufsichtsrat ein weiteres Zeichen der Erneuerung setzen. Zuvor hatte er bereits Gerhard Cromme zum neuen Vorsitzenden gewählt. Heinrich von Pierer hatte diese Position im “Interesse von Siemens” geräumt. Cromme amtiert jetzt zunächst bis zur Hauptversammlung am 24. Januar 2008. Dem Siemens-Aufsichtsrat gehört er seit 2003 an und ist seit 2005 Vorsitzender des Prüfungsausschusses.
Der 64-Jährige war im Gegensatz zu Kleinfeld und von Pierer nicht jahrelang für Siemens tätig. Cromme arbeitete für das französische Unternehmen Compagnie de Saint-Gobain sowie Krupp und ThyssenKrupp. Seit 2001 ist er Vorsitzender des Aufsichtsrats von ThyssenKrupp. Zudem ist Cromme Chef der Regierungskommission ‘Deutscher Corporate Governance Kodex’. Für die Erarbeitung des Kodex bekam er das Bundesverdientskreuz – Cromme gilt auch als der Saubermann der deutschen Wirtschaft.
Crommes wichtigste Aufgabe ist es zunächst, einen Nachfolger für Kleinfeld zu finden. “Kleinfeld ist jetzt ein CEO auf Abruf und wird es schwer haben, seinen Kurs in den kommenden Monaten zu halten”, sagte Theo Kitz vom Bankhaus Merck Finck gegenüber der Financial Times Deutschland. Der Kapitalmarkt sehe das zurzeit eindeutig negativ. “Alles wird nun davon abhängen, wann ein Nachfolger präsentiert wird und wer das ist.”
Nach Angaben des Handelsblattes ist der Aufsichtsrat “extrem” an Linde-Chef Wolfgang Reitzle interessiert. Cromme und Aufsichtsrats-Vize Josef Ackermann von der Deutschen Bank übten derzeit starken Druck auf Manfred Schneider aus, den Aufsichtsratschef des Spezialisten für Industriegase. Schneider solle Reitzle freigeben.
Linde dementierte Spekulationen über einen Wechsel Reitzles. “Gehen sie davon aus, dass Reitzle weiterhin Vorstandschef bei Linde bleiben wird”, sagte ein Sprecher. Diese offizielle Absage sei vor allem taktischer Natur, hieß es nach Angaben der Süddeutschen Zeitung im Umfeld von Siemens. Es könne sein, dass in vier Wochen alles ganz anders aussehe.
Chancen hat nach diesem Bericht auch der frühere VW-Markenvorstand Wolfgang Bernhard. Der 46-Jährige versuchte als Markenchef ein Jahr lang, Volkswagen zu sanieren – dann verließ er das Unternehmen im Streit. Bernhard gelte als harter Manager und sei für radikale Entscheidungen bekannt. Aus dem Rennen seien dagegen die beiden Ex-BMW-Manager Helmut Panke und Joachim Milber sowie der ehemalige Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke.
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