“Es war keine Frage, ob es einen Split gibt, sondern nur wann” erklärt der designierte Teradata-CEO Michael Koehler, der schon jetzt die Data-Warehouse-Company als Senior Vice President von NCR führt. Anders als der zu HP gewechselte NCR-Vorstand Marc Hurd, betont er nicht die Synergieeffekte der in den gleichen Branchen etablierten Bereiche, sondern die Unterschiede. Die Geschäftsmodelle für Data Warehousing und Selbstbedienungsautomaten seien gänzlich verschieden, meint Koehler, und eine Trennung daher nur konsequent.
In der Tat ist Teradata bereits zur Jahrtausendwende organisatorisch vom Mutterkonzern abgekoppelt worden. Seither habe das Management auf den richtigen Moment für die Ausgründung gewartet. Diesen sieht Koehler jetzt aufgrund der positiven Zahlen und Perspektiven beider Bereiche für gekommen.
Unter Koehlers Ägide wurden die Kosten (ohne Entlassungen) im Bereich Infrastruktur, Ausgabe und durch Outsourcing betriebswirtschaftlicher Aufgaben deutlich gesenkt sowie der Gewinn von 136 Millionen Dollar im Jahr 2002 auf über 600 Millionen Dollar im Jahr 2006 mehr als verdreifacht. Fit gemacht für die neue Freiheit wurde Teradata durch verstärkte Investitionen in Mitarbeiter. So stieg die Zahl der Ingenieure für Forschung und Entwicklung um 28 Prozent und die der Data-Warehouse-Berater sogar um 64 Prozent auf 3500. Hinzu kam der Aufbau eines Partnerkonzepts, das weiter vorangetrieben werden soll.
Nimmt man hinzu, dass der Data-Warehouse-Spezialist sich fest bei den weltweit größten Konzernen etabliert hat, dann ist kaum verwunderlich, dass Wallstreet-Analysten einer unabhängigen Teradata-Company eine Marktkapitalisierung von rund 5,1 Milliarden Dollar prognostizieren – das sind fast zwei Drittel des gegenwärtigen Aktienwerts von NCR, der derzeit bei 8,65 Milliarden Dollar liegt. Das verspricht einen lukrativen Börsengang für Teradata. Wenn im Herbst die NCR-Besitzer zu jeder NCR-Aktie eine von Teradata erhalten, soll sich nominell ein ungefähres Gleichgewicht einstellen. Die hohe Prognose für den Teradata-Wert lässt aber auf einen lukrativen Handel hoffen. Deutschland-Chef Christian Rodatus bezeichnet den Börsengang daher als getrieben vom Shareholder Value.
Koehler, als designierter CEO, betont eher die geschäftlichen Perspektiven. Der Markt für Data-Warehouse-Infrastruktur ist seinen Angaben zufolge 18 Milliarden Dollar groß. Davon erwirtschafte Teradata bislang erst rund 1,5 Milliarden Dollar. Bei der Ausweitung des Geschäfts, so Koehler, “arbeitet der Markt für Teradata”. Wie fast alle einschlägigen Analysten sieht er, dass angesichts Globalisierung und rasch sich ändernder Marktbedingungen Business Intelligence (BI) sowohl zur Entscheidungsunterstützung, aber auch für operative Aufgaben ins Zentrum des Management-Interesses gerückt ist. Daraus ergibt sich zum einen ein Modernisierungsbedarf älterer BI-Lösungen, die den aktuellen Anforderungen nicht mehr gewachsen sind. Dazu gehört die so genannte ’single source of Truth’, aus der Koehler einen deutlichen Trend zur Konsolidierung getrennter Data Marts hin zu einem zentralen Data Warehouse erschließt, wie es Teradata seit eh und je propagiert. Bei beiden Trends hofft Teradata, auf Kosten von Mitbewerbern Marktanteil zu gewinnen. Außerdem hofft Koehler auf ein Neugeschäft mit Behörden und Industrieunternehmen. Er geht davon aus, dass sein Unternehmen künftig 30 Prozent stärker wachsen kann als der Data-Warehouse-Markt insgesamt.
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