In Tallinn herrscht Ausnahmezustand. Seitdem Estland beschlossen hat, ein russisches Kriegerdenkmal aus dem Zentrum zu entfernen, sind Krawalle an der Tagesordnung, die vor allem von der russisch sprechenden Minderheit angeführt werden. Dass jetzt auch noch die Internetseiten der estnischen Regierung pausenlos von Denial-of-Service-Attacken (DoS) angegriffen werden, passt nach Ansicht des Balten-Staates perfekt ins Bild.
Die Regierung hat sich inzwischen teilweise dafür entschieden, den Zugriff auf die Webauftritte von außerhalb Estlands zu blockieren, um so die Angriffe ins Leere laufen zu lassen. “Wenn die Kommunikationszentrale eines Landes durch eine Rakete zerstört wird, nennt man das einen Kriegsakt. Wie nennt man es also, wenn das selbe Ziel durch einen Cyber-Angriff erreicht wird?”, formulierte es gar ein Regierungssprecher laut der österreichischen Zeitung ‘Der Standard’.
Klar ausgemacht ist der Urheber trotz aller Spekulationen aber nicht. Nach Angaben von F-Secure kommen nur ganz wenige der protokollierten IP-Adressen von einem russischen Regierungsrechner. Das heißt noch nichts, werden doch oftmals Botnets, also gekaperte Rechnerverbunde in aller Welt, für derartige Angriffe benutzt. Es beweist aber auch nichts, denn eine seriöse Zurückverfolgung sei damit kaum möglich.
Die russische Minderheit wehrt sich vehement gegen die Entfernung des Kriegerdenkmals, sei das doch Ausdruck und Erinnerung an die sowjetischen Befreier vom deutschen Faschismus. Für die Esten ist es eher ein Schandfleck, der die jahrzehntelange Unterdrückung während der Sowjet-Zeit dokumentiere. Die Regierung in Moskau hatte die Verlagerung des Denkmals als Affront aufgefasst und bereits Handelsstraßen zwischen beiden Ländern abgeschnitten sowie wirtschaftliche Beziehungen in Teilen eingefroren.
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