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Java kehrt zu seinen Anfängen zurück

Seit den frühen Neunziger Jahren war Gosling an der Entwicklung von Java beteiligt, sei es bei deren Frühform als Browser-Plugin oder bei den späteren kommerziellen Erfolgen mit Server-Software oder mobilen Anwendungen. Auf dem Desktop hat Adobe Systems Flash die ursprüngliche Rolle von Java übernommen. Mit JavaFX Script unternimmt Sun einen neuen Anlauf Richtung Desktop und James Gosling äußerte sich zu den neuen Plänen in einem Interview mit unserem Kollegen von News.com, Steven Shankland.

Steven Shankland: Können Sie uns eine kurze Beschreibung für JavaFX Script geben?

James Gosling: JavaFX beschreibt eine Reihe neuer Initiativen, die wir für den Desktop gestartet haben. Zwei davon stehen kurz vor der Veröffentlichung. Eine davon ist die Skriptsprache JavaFX Script. Die Skriptsprache ist dafür gedacht, den Nutzern ein dynamischeres Erlebnis zu bieten und um grafische Benutzerschnittstellen zu entwickeln, die reichhaltige Interaktionsmöglichkeiten, dynamisches Verhalten und viel Artwork bieten.

Shankland: Das kann man doch auch mit dem heutigen Java erledigen, oder ist das zu schwierig?

Gosling: Das kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Und da gibt es diese komische Sache bei der Entwicklung von Bedienoberflächen. Traditionell gibt es da den Gedanken der Konsistenz. Unternehmen wie Apple oder Sun haben Richtlinien veröffentlicht, die genau beschreiben, wie Schaltflächen oder andere Elemente auszusehen haben. Die Leute möchten aber heute eine Optik haben, über die sie selbst die volle Kontrolle haben – die Bedienoberfläche soll vollständig anpassbar sein. Die Anwendung soll denjenigen wiedergeben, der sie entwickelt hat. Egal ob es sich um eine Bank oder ein Medienunternehmen handelt, die Anwendung ist das Angesicht des Unternehmens.

Shankland: Es scheint mir, als wäre dies eine Rückkehr zu den Wurzeln von Java, einem interaktiven Web-Erlebnis. Ist das eine korrekte Beschreibung?

Gosling: Ja, das ist eine gute Beschreibung. Die Applet-Technologie, die 2D-Grafik und Swing, das grafische Interface von Java, erledigen genau das. Applets sind etwas, dass man aus keinem ersichtlichen guten Grund nicht mehr benutzt. Es gibt diese rechtlichen Geschichten, die ein wenig unangenehmer waren als sie hätten sein sollen …

Shankland: Meinen Sie Microsoft gegen Sun und die Kartellklage?

Gosling: Das war wirklich unangenehm. Das hat die ganze Idee der Applets für Jahre auf Eis gelegt, aber einer der immer noch falsch verstandenen Fakten ist, dass Applets immer noch eine gute Idee sind.

Shankland: Warum entwickeln Sie diese Dinge genau jetzt? Es sieht so aus, als bestände da ein Zusammenhang mit Adobes Flash und eventuell Microsofts Silverlight.

Gosling: Das muss man bestimmt in diesem Zusammenhang sehen. Die Java-Plattform hat eine sehr große Verbreitung und das, was mit Java möglich ist, ist sehr weit gefächert. Wenn man sich anschaut, was man mit Java in einem Applet programmieren kann, dann geht das weit über die Möglichkeiten von Flash hinaus. Das Problem in der Vergangenheit war, dass wir zwar die Möglichkeiten hatten, es aber schwierig war, sie umzusetzen. Wir hatten also die Aufgabe, das Einfache noch einfacher zu machen. Sehr gut waren wir darin, die wirklich schwierigen Aufgaben zu lösen und in den letzten Jahren haben wir uns sehr auf den Unternehmensbereich konzentriert und haben diese umfangreichen Unternehmensanwendungen entwickelt.

Shankland: Sie meinen Börsen-Handelsplattformen und diese Dinge?

Gosling: Ja, genau. Das ist alles ganz respektabel geworden. Und genau das möchten wir jetzt auch mit der Entwicklung von Client-Anwendungen erreichen.

Shankland: Sie sprechen auch von Mobiltelefonen. Sun hat im April den Kauf von Savaje angekündigt, die über diverse mobile Java-Software verfügen. Können Sie beschreiben, was JavaFX Mobile ist und welche Absichten Sie damit verfolgen?

Gosling: JavaFX Mobile ist eine vollständige Implementierung. Sie fängt beim Chip an, kann aber auf einer großen Auswahl von mobilen Betriebssystemen eingesetzt werden. Die am Dienstag gezeigten Demos wurden auf Basis eines sehr vereinfachten Embedded-Linux-Kernels entwickelt. Die meisten Leute würden das wohl nicht mehr als Linux bezeichnen. Es besteht eigentlich nur noch aus Gerätetreibern und Unterbrechungs-Steuerprogrammen. Alles andere, der Call-Stack und der gesamte Rest, ist Java-Code. Damit bieten wir den Herstellern einen vollständigen Software-Stack für Mobiltelefone an.

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Silicon-Redaktion

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