Langsame Fortbildung bremst E-Government aus

Mit spürbaren Folgen: “An den Verwaltungsakademien, die für die Weiterbildung der Bediensteten zuständig sind, ist der Bedarf bis zu sieben Mal höher als mit den derzeitigen Angeboten zu decken wäre”, so Ullrich. Eine Besserung sei nicht in Sicht, sagt er, “vielmehr geht die Schere immer weiter auseinander, weil die Zahl der E-Government-Projekte steigt”. Es gehe eben nicht nur darum, ein Antragsverfahren online zu bringen, sondern man müsse auch die Mitarbeiter mit ins Boot nehmen. “Sie müssen beispielsweise wissen, was ein Formularserver überhaupt leisten kann.”

Nicht jeder Beobachter wagt sich mit seiner Kritik so weit aus der Deckung. Da der Kreis der E-Government-Experten in Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Verwaltung überschaubar ist, hält man sich mit negativen Äußerungen zurück. Ein Fachmann, der nicht namentlich zitiert werden möchte, spricht in Sachen Weiterbildung fürs E-Government von einem “föderalen Flickenteppich”. Tatsächlich entbehrt die Fortbildungsstrategie aus Landes- und kommunaler Ebene einer gewissen Einheitlichkeit.

Mal wieder die Kleinstaaterei?

Gründe liegen in der unterschiedlichen Finanzausstattung der Länder und Kommunen – und natürlich in der Eigenständigkeit der Länder. Verschiedene Städte und Gemeinden haben eine Art von Zweckverbünden gegründet, um beispielsweise auch die Weiterbildung der Mitarbeiter leisten zu können.

Wie viel die Verwaltungsakademien der Länder und kommunale Bildungsträger selbst anbieten und was sie sich aus der Industrie als externe Seminare zukaufen, ist von Region zu Region sehr unterschiedlich. Auch die Bereitschaft, die eigenen Mitarbeiter auf Fortbildungen zu schicken, fällt sehr unterschiedlich aus. “Mancher Vorgesetzte setzt schon bei den Reisekosten den Rotstift an”, klagt der Vertreter einer landeseigenen Weiterbildungseinrichtung.

Neben Seminaren und Vorträgen bieten verschiedene Einrichtungen auch akademische Weiterbildungen an. Die Fachhochschule des Bundes für die öffentliche Verwaltung beispielsweise hatte im Jahr 2004 ihr Qualifizierungsangebot Verwaltungsinformatik vor drei Jahren im Hinblick aufs E-Government überarbeitet. Die Hochschule Harz bietet ebenfalls seit dem Jahr 2004 den Bachelor-Studiengang ‘Public Management (E-Government)’ an und dürfte damit die erste deutsche Hochschule mit einem auf das E-Government zugeschnittenen Studium gewesen sein. Derzeit studieren in drei Jahrgängen insgesamt 30 Studenten.

Sudiengänge nicht ausgelastet

Seit dem vergangenen Herbst bietet die Fachhochschule Schmalkalden in Zusammenarbeit mit der AFW Wirtschaftsakademie Bad Harzburg und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund einen zweisemestrigen Master-Studiengang ‘E-Governement Projektmanager (FH)’ an. Derzeit sind rund zehn Teilnehmer eingeschrieben. Gemeinsam ist den akademischen Angeboten, dass sie ihre Grenzen bei der Teilnehmerzahl hinsichtlich der Auslastung noch nicht erreicht haben.

Rainer Ullrich glaubt, dass in punkto Weiterbildung jedenfalls noch einiges getan werden muss, um die ehrgeizigen E-Government-Pläne Deutschlands erfolgreich umzusetzen: “Es dominieren unter den Teilnehmern noch immer die klassischen IT-Referate, die Kollegen der Fachbereiche sind dagegen unterrepräsentiert.” E-Government müsse sich noch stärker zur ‘Kulturtechnik’ entwickeln. “Und mehr Mittel zur Aus- und Fortbildung sind unumgänglich”, mahnt Ullrich an. “Dies haben die zuständigen Entscheidungsträger der öffentlichen Hand in der Mehrzahl noch unzureichend erkannt.”

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Silicon-Redaktion

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