Die Studie wurde von einem Harvard-Professor zusammen mit der Marktforschungsfirma Keystone durchgeführt, befragt werden sollten einige der maßgeblichsten Open-Source-Entwickler. Die Antworten von Ubuntu-Chef Mark Shuttleworth sowie vom Red-Hat-CEO ließen nicht lange auf sich warten. Und auch die Masse der Entwickler meldete sich bereits zu Wort.
Sie alle – Top-Entwickler wie Linus Torvalds oder Schwergewichte aus der Free Software Foundation, zusammen mit den Kernel-Spezialisten aus Konzernen wie IBM und Sun Microsystems – sollten einschätzen, inwieweit die neue Version der GNU General Public License (GPLv3) dazu geeignet sei, mehr Druck in Patentfragen aufzubauen oder gar Verträge wie die zwischen Microsoft und Novell zu verhindern. Unisono, so die Studienautoren, hätten die befragten Top-Linux-Entwickler dies verneint. Auch wenn sie die Patentfragen, die der Deal aufwerfe, nicht gut heißen könnten, so würden sie doch den Einsatz von Urheberrecht zur Klärung von Patentstreitigkeiten, beziehungsweise den Vorstoß in Richtung Softwarepatente durch eine verstärkte Politik auf Basis der GPLv3, nicht teilen. Daraus schloss Microsoft nun, dass die Linux-Entwickler solche Vereinbarungen verstünden, kurz, die Haltung von Microsoft zumindest nachvollziehen könnten.
Als erstes kritisches Echo gab es bereits am Montag einen Blog-Eintrag von Mark Shuttleworth, CEO von Canonical und Chef des Ubuntu-Projekts. Er schrieb zwar hier, dass er sich vorstellen könne, dass Microsoft und die Linux-Gemeinde eines Tages in Patentfragen auf derselben Seite stehen könnten. Schließlich werde das Thema für einen Hersteller von proprietärer Software, und zwar vieler Versionen davon im Jahr, auch immer komplexer. Die Gefahr, dass die eine oder andere Code-Zeile bereits in der Open-Source-Welt verbrieft ist, werde größer.
“Microsoft selbst wird einer der starken Verfechter gegen Softwarepatente sein”, schrieb Shuttleworth. Mit dieser Entwicklung rechnet er bereits in den nächsten Jahren. Mit jedem neuen Release wachse die Gefahr, ein Patentrecht zu übertreten, das “wie Landminen auf der Roadmap” liege. Microsoft wolle sicher nicht ewig Riesenmengen an Geld für die Anwälte und Gerichtskosten bei juristisch ausgetragenen Patentstreitigkeiten ausgeben. Ferner wolle Microsoft doch Geld verdienen, nicht in die Gerichte tragen. Deshalb, so Shuttleworth, sei es nur logisch, dass Microsoft von einem Befürworter der Softwarepatente zu einem Kritiker werden muss.
Auch der Red-Hat-CEO Matthew Szulik sprach sich in diesem Sinne gegen Softwarepatente aus. Er sagte auf der Open Source Business Conference in den USA, dass Software-Patente das größte Hindernis für Innovationen seien. “In den letzten 30 Jahren hat man immer wieder gesehen, dass Patente eine Behinderung für Innovationen sind. Die Industrie schreitet sehr viel schneller voran als ein Nachbesserungsverfahren bei den Patentgesetzen. Es gibt kaum einen empirischen Beweis für eine Wechselbeziehung zwischen Patenten und Innovation”, kritisierte Szulik die gegenwärtigen Patentgesetze.
Anders als viele seiner Kollegen in der Open-Source-Bewegung hielt er sich jedoch mit dem Ruf nach einer gänzlichen Abschaffung von Software-Patenten zurück. Stattdessen drängte Szulik darauf, das Patentverfahren zu reformieren. Szuliks Plan für eine Patent-Reform beinhaltet eine besser durchsuchbare Patent-Datenbank, eine genauere Unterscheidung zwischen Patenten und Geschäftsgeheimnissen und eine wesentlich kürzere Bearbeitungszeit bei der Patentvergabe.
Red Hat ist einer der Open-Source Anbieter, die von Microsoft beschuldigt wurden, einige der 235 Patente des Software-Giganten zu verletzen. Microsoft will, so wird spekuliert, über diese Anschuldigungen Lizenz-Vereinbarungen mit den Open-Source-Anbietern nach dem Novell-Muster abschließen.
Szulik forderte Microsoft auf, nicht nur die Anzahl der angeblich verletzten Patente zu nennen, sondern endlich auch eine Liste der fraglichen Patente zu veröffentlichen, damit die Beschuldigten an eventuell notwendigen Workarounds arbeiten können. In seiner Rede stellte er klar, dass Open-Source-Programmierer fremde Patente keineswegs mit Füßen treten. “Ich habe mit den meisten wichtigen Persönlichkeiten der Open-Source-Industrie diskutiert. Alle waren immer sehr respektvoll im Umgang mit dem geistigem Eigentum, der Originalität und den Erfindungen”, so Szulik.
Der Open-Source-Entwickler von nebenan hat aber, abseits von Konferenzen, auch die Möglichkeit, sich dazu zu äußern. Ein erstes Wiki, das auf einer verwandten Site von Digital Tipping Point eingestellt wurde, fordert zum Mitmachen auf. Hier stellen sich Open-Source-Entwickler, teilweise mit allen Code-Zeilen und Betriebssystemen, die sie verwenden dar, um Druck aufzubauen. Ihr Motto: “Los, Microsoft, verklag uns doch alle!”
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