Sun-Chef Jonathan Schwartz will Open-Source-Projekte fördern
Im Interview mit Stephen Shankland für News.com erläutert der Chef von Sun Microsystems, Jonathan Schwartz, wie er Open-Source-Projekte weiter fördern und es für kleinere Unternehmen leichter machen will, mit Sun ins Geschäft zu kommen.
Shankland: Sie hatten Schwierigkeiten, Ihre Glaubwürdigkeit bei den Startups, die in der Dot-com-Ära mit Ihnen zusammengearbeitet haben, wiederzuerlangen. Warum?
Schwartz: Wir haben den Anschluss an die Entwicklergemeinde Ende der 90er-Jahre verloren, und wir haben einige falsche Entscheidungen bei der Verwendung von Solaris auf Nicht-Sun-Hardware getroffen. Mittlerweile sind diese Entscheidungen aber revidiert. Wir haben wahrscheinlich der Open-Source-Gemeinde mit Java nicht genug Aufmerksamkeit geschenkt. Wir haben nicht die kleinsten Unternehmen der Welt, sondern nur die größten beachtet. Glauben Sie mir, wir hatten unsere Erfahrungen nahe am Abgrund, als wir uns mehr darauf konzentrierten, das größte Boot zu bauen, als richtig zu navigieren. Wir wissen jetzt, was der Kunde erwartet und welche Trends wichtig sind. Wir werden sicherstellen, dass diese Erfahrung sich nicht wiederholt.
Shankland: Wie viel hat Scott McNealy und wie viel haben Sie zu Suns Aufschwung beigetragen?
Schwartz: Wie hoch ist mein konkreter Anteil an dem Aufschwung? Sehr gering. Vielmehr ist er das Ergebnis der guten Arbeit unseres Teams, der Führungskräfte und der Innovationen. Um ehrlich zu sein, ist es eher das Verdienst desjenigen, der 25 Jahre lang auf meinem Stuhl gesessen hat.
Shankland: Sie sind ein Mann mit Visionen. Ist die Beschäftigung mit operativer Effizienz nicht ermüdend?
Schwartz: Was ich vermittle und den ganzen Tag lang mache, sind zwei sehr verschiedene Dinge. Vergessen Sie nicht, dass ich mein Büro mit Mike Lehmann, unserem Finanzchef teile. Er hat den gepolsterten Sitz mit Aussicht, ich habe den Metallstuhl und einen kleinen Tisch. Ich schreibe meinen Blog in meiner Freizeit, nicht während der Arbeitszeit. Unsere Kunden und Entwickler sind weiterhin interessiert in Sun, und unsere Aktionäre müssen es auch sein. Dies sind aber zwei sehr verschiedene Prioritäten.
Shankland: Viele kleine Firmen beschweren sich darüber, wie schwer es ist, mit Sun in Verhandlungen zu treten, wenn sie einen neuen Server kaufen wollen.
Schwartz: Falls Sie JPMorgan Chase, Deutsche Bank oder die Regierung der Philippinen sind, ist es leicht, mit uns ins Geschäft zu kommen. Das Problem ist, dass wir es zu schwer für kleine Unternehmen machen, mit Sun Geschäfte zu machen. Das ist mein Fehler, und ich werde diesen beseitigen.
Shankland: Sie haben sich öffentlich zum Ziel gesetzt, die Umsatzrendite im letzten Viertel des Geschäftsjahres um vier Prozent zu steigern. Was sind die Konsequenzen, falls Sie dieses Ziel nicht einhalten können?
Schwartz: Wir setzen uns keine Ziele ohne die feste Überzeugung, diese auch einhalten zu können. Ich habe diese Vorgaben gesetzt, um unseren Aktionären zu zeigen, wofür ich zur Verantwortung gezogen werden kann. Wir setzen die Richtlinien nicht, um Leute bei Nichteinhaltung zu bestrafen, sondern um Mittel und Wege zu finden, die Ziele zu erfüllen.
Shankland: Sie haben gesagt, dass Sie sich einer allgemeinen Open-Source-Lizenz, der GPL annähern wollen?
Schwartz: Wir sind voller Hoffnung, dass GPL 3 es uns ermöglichen wird, eine einheitliche Lizenz zu etablieren, die den Entwicklern und der Industrie Sicherheit und Gewissheit bietet. Wir glauben mit der Open Source Gemeinde daran, dass frei erhältliche Software genauso sicher ist wie andere Software. Wir wollen es für Entwickler und Kunden einfacher machen, mit uns zu interagieren.Shankland: Sehen Sie sich selbst als Inbegriff von Sun? Offensichtlich gelten Sie als eine Art “Mr. Sun”.
Schwartz: Ich möchte nicht das öffentliche Spiegelbild von Sun sein. Ich möchte, dass unsere Innovationen und die Leute, die hier arbeiten, das Gesicht von Sun sind. Eine Führungskraft bei Sun hat Mut, und Mut ist bei uns der Mut zur Innovation, zur Integrität und zur Kritikfähigkeit. Wenn Menschen sehen wollen, wer Sun verkörpert, schauen sie nicht auf mich, sondern auf 35.000 Mitarbeiter.
Shankland: Sehen Sie sich als eine Art Cowboy? Stimmt es, dass Sie als Vorstand des Unternehmens kein Blatt vor den Mund nehmen und ungestüm Gespräche unterbrechen?
Schwartz: Ich habe nichts dagegen, für Sun zu vermitteln und zu kommunizieren. Ich möchte nur nicht, dass Leute glauben, ich bin der Grund für Suns Erfolg. Andere große Persönlichkeiten in Unternehmen treffen alle Entscheidungen und sind der alleinige Grund für den Erfolg. Ich verteile lieber das Risiko und die Verantwortung.