OS-Design ist bei Microsoft Kunst, bei Apple eher wie Jazz

Craig Mundie, Chief Research and Strategy Officer von Microsoft, sagte auf einer Konferenz  in Brüssel, wie er sich erklärt, dass Software aus Redmond so oft gepatcht und erneuert werden muss, und die Nacharbeiten nicht enden wollen. Er sagt, das liege daran, dass Softwaredesign heute noch eher eine Kunst als eine Wissenschaft sei.

Er zeigte sich vor den anwesenden Wagniskapitalisten der Tatsache bewusst, dass das Web eine echte Herausforderung für die Betriebssysteme der Zukunft wird. Einerseits sagte er, dass die Menschheit in eine Viel-Geräte-Welt eintreten werde und von jedem Einzelgerät aus eine gute Verbindung sowie Zugriff auf Allesmögliche erwarte. Die Menschen wollen demnach bei Bedarf sowohl Integration als auch nutzabhängige Trennung der Eingabegeräte. Zum anderen sehe er Web Services als vitale Neuerung, die Microsoft beherrschen muss.

Damit hierbei das klassische Desktop-Betriebssystem nicht auf der Strecke bleibt, müsse die Software kontinuierlich verbessert werden. Er verwahrte sich dagegen, dass die ständigen Updates und Patch-Zyklen und Patches für Patches, die die Anwender manchmal Zeit und Nerven kosten, ein Manko an der Redmonder Software an sich seien, das noch dazu einfach abzustellen wäre. Das liege vielmehr daran, dass sich mit der Geschwindigkeit, wie Software sich weiter entwickle, eben auch die Komplexität wachse, zitierte ihn die US-Presse. Also stehe die Aufgabe, binnen fünf bis zehn Jahren für die Software eine Lösung der Komplexitätsfragen zu finden. Und außerdem: “Das Problem ist, dass die Softwareentwicklung heute eine ziemliche Mühe ist, aber sie ist noch nicht zu einem ingenieurhaften Prozess gediehen; sie ist immer noch eine Kunstform.”

Wie um dies zu bestätigen, sprachen ehemalige Mitarbeiter der Entwicklungsabteilungen für Software bei Apple und Microsoft in derselben Terminologie. Für den Neubau eines Betriebssystems würden die jeweiligen Chefs ganz verschieden vorgehen, hieß es. Vergleichbar mit “Militärmarsch” hier – und “Jazz” dort. So wurde Steven Sinofsky, dem Chefentwickler des Windows-Betriebssystems nachgesagt, er sei immer umfassend informiert, kenne jedes Detail und lege großen Wert auf Genauigkeit und vor allem auf die Einhaltung der Zeitpläne. Er sehe immer das ganze Projekt und sei ein strenger “Terminjäger”, sagte ihm ein ehemaliger Mitarbeiter nach, der gegenüber einer US-Zeitung lieber anonym bleiben wollte. Microsoft soll sich angeblich damit beschäftigen, die Web-Anforderungen an ein Betriebssystem zu berücksichtigen und die Software somit modern zu halten, um so gegen neue, schnelle Web-Entwicklungen anzustinken. Der einfachste Weg dorthin sei, die Windows-Welt zu modularisieren, spekulierte Michael A. Cusumano, ein Professor der Wirtschaftsabteilung des Massachusetts Institute of Technology (MIT).

Von Bertrand Serlet, dem Chefentwickler der neuen Mac-Version, hieß es hingegen, er haben gern ein bisschen kreatives Chaos. Die ihm angeblich “blind ergebenen” Programmierer würden mehr nach neuen Ideen gefragt, denn nach dem minutiösen Fortschritt ihrer Arbeit. Hier werde der Ansatz verfolgt, über die Vielfalt an sehr erfolgreichen Geräten, die Apple auch weiterhin auf den Markt bringen will, die Betriebssysteme einzubinden und interessant zu halten. Ehemalige Programmierer, die bei beiden Firmen innerhalb der Armada tätig waren, die für die großen Betriebssysteme gebraucht wird, wollten aber weder auf den einen, noch auf den anderen Ex-Chef etwas kommen lassen. Sie seien eben verschieden und jeder auf seine Art sehr gut, in dem was er tut, hieß es in dem Bericht. Im Jahr 2009 sollen Serlet und Sinofsky wieder direkt gegeneinander antreten: Dann sollen neue Versionen von Windows und Apple Mac auf den Markt kommen.

Silicon-Redaktion

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