Beide Unternehmen haben bekannt gegeben, künftig auf technischem und rechtlichem Gebiet zusammenzuarbeiten. Innerhalb der kommenden fünf Jahre wollen Microsoft und Xandros daran arbeiten, die Interoperabilität ihrer Server-Software und das System-Management zu verbessern.

Im Zuge dieses Vertrages muss Microsoft außerdem den Xandros-Kunden eine Vereinbarung anbieten, wonach diese kein geistiges Eigentum von Microsoft verletzen. “Diese Vereinbarung macht es unseren Kunden einfacher, einen Mix aus Xandros- und Microsoft-Software zu verwenden”, freut sich Xandros-Chef Andreas Typaldos. “Um auf aufkommende Kundenbedürfnisse zu reagieren, müssen Entwickler erkennen, wie wichtig es ist, geistiges Eigentum zu teilen. Nur durch Interoperabilität können Lösungen entstehen, die einfach und praktisch in der Bedienung sind.” Typaldos verwies darauf, dass Xandros auch alsbald einen Konverter vertreiben wird, der Dokumente im Open-Document-Format in Microsofts Open XML übersetzt.

Microsoft bestätigte, dass es sich bei dieser Vereinbarung und bei denen mit Novell und Zend-Technologies um strategische Ausrichtungen handelt. Nach dem Abkommen von Novell mit Microsoft ist dies ein weiterer Schritt von Microsoft, um die Linux-Gemeinde vertraglich an sich zu binden. Es ist das letzte in einer Reihe von Verträgen, die alle darauf abzielen, dass das patentgeschützte, proprietäre Windows-Betriebssystem mit den gängigen, kommerziell vertriebenen Open-Source-Programmen interoperabel wird.

Die Analystin Laura DiDio vom Technologie-Consulting-Unternehmen Yankee Group prophezeite sogar noch weitere Open-Source-Deals vonseiten Microsofts. “Die Kunden wollen spezifische Betriebssysteme für spezifische Aufgaben benutzen”, sagte sie gegenüber dem Magazin LinuxInsider. “Fast zwei Drittel der Unternehmen haben heute Linux im Einsatz. Windows verschwindet nicht, vielmehr verbreiten sich Linux und Open Source zusätzlich immer stärker.” Der Microsoft-Novell-Deal habe in dieser Hinsicht Erstaunliches bewirkt und sei sehr gut aufgenommen worden, urteilte DiDio.

Xandros-Chef Typaldos wollte sich allerdings nicht dazu äußern, wie die neue Version der GNU General Public License, GPLv3, nach der selektive Patentvereinbarungen verboten sind, die Bedingungen der Partnerschaft zwischen Microsoft und Xandros beeinflussen wird. Eine Ausnahmeregelung hierzu gibt es bislang nur für Novell. “Wir sind uns der neuen Auflagen durch die GPLv3 völlig bewusst, wir werden uns aber trotzdem weiter darauf konzentrieren, unseren Kunden bestmögliche Interoperabilität zu bieten und bei zukünftigen Entwicklungen flexibel zu bleiben”, lautet sein Statement dazu.

Die Free Software Foundation (FSF) hatte unter anderem durch eine Änderung der GPLv3 versucht, zukünftig ähnliche Abkommen zu unterbinden. Laut der Organisation wird die freie Softwaregemeinschaft gespalten, da Microsoft garantiert, keine Partner-Kunden wegen Patenten zu belangen. Andere Linux-Anwender erhielten jedoch keinen Schutz vor Patentklagen. Zum neuen Pakt hat sich die FSF bisher nicht geäußert.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Fraunhofer entwickelt berührungsloses Patientenmonitoring

Ein neues Hochfrequenz-Radarsensorsystem soll das klassische EKG künftig in ausgewählten Anwendungsfällen ersetzen.

2 Stunden ago

Nur 6 Prozent präferieren US-Cloud-Anbieter

Bitkom-Umfrage: In der deutschen Wirtschaft wächst die Sorge vor zu hoher Abhängigkeit von Cloud-Diensten aus…

3 Stunden ago

PwC-Studie: Produktivitätswachstum und höhere Gehälter durch KI

Arbeitnehmer mit KI-Kompetenzen profitierten 2024 von einer globalen Lohnsteigerung von 56 Prozent.

7 Stunden ago

Passwort Adé

„123456“ – Das war’s? Nicht so ganz, sagt Dirk Wahlefeld von Imprivata.

1 Tag ago

GoldFactory: Cyberkriminelle stehlen dein Gesicht

Wenn ein Cyberkrimineller dein Passwort stiehlt, kannst du es ändern. Aber was passiert, wenn er…

2 Tagen ago

Data Governance im Jahr 2025: KI verändert alles

Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie einen einheitlichen Ansatz für das KI-Management verfolgten, sagt Ann Maya…

2 Tagen ago