Yahoo-Aktionäre fordern mehr Köpfe
Yahoo-Aktionäre fordern die Auflösung des gesamten Aufsichtsrates.
Hintergrund ist, dass CEO Terry Semel am 18. Juni seinen Rücktritt erklärte und eine großzügige Abfindung erhielt. Der CEO-Posten wurde von Yahoo-Mitbegründer Jerry Yang übernommen.
Yang führt das Unternehmen jetzt Seite an Seite mit der Präsidentin Sue Decker. Eine Frage blieb im Zuge der Personalveränderung jedoch bestehen: Wird auch der Aufsichtsrat, der Semel zu einem Jahresgehalt von zuletzt 71 Millionen Dollar verhalf, mit zur Verantwortung gezogen?
Auf der Yahoo-Aktionärsversammlung ließen jetzt viele Aktionäre ihrem Unmut über das Rekordgehalt für Semel freien Lauf. Doch die Aufsichtsratmitglieder überstanden die Versammlung trotz der Kritik bislang unbeschadet. Diese Versammlung könnte jedoch erst der Anfang einer gründlichen Umstrukturierung von Yahoos Führungsriege gewesen sein – denn einflussreiche Stimmrechts- und Interessenvertretungen wie die ‘Institutional Shareholders Services’ (ISS) halten eine weitreichende Neuordnung des Managements für “eine sehr gute Idee”.
Die ISS hatte Yahoos Aufsichtsrat mehrmals aufgefordert, Semels Gehalt – er verdiente in den sechs Yahoo-Jahren 450 Millionen Dollar – mehr an das Abschneiden des Unternehmens zu knüpfen. Doch der Aufsichtsrat weigerte sich beharrlich und hielt die Bezüge aufgrund von Semels Fähigkeiten für gerechtfertigt.
“Erst geben sie Semel ein riesiges Gehalt und dann wird seine Amtszeit plötzlich beendet. Da stellt sich doch die Frage, ob das alles noch durchdacht ist”, zweifelt Patrick McGurn, Manager bei ISS.
Yahoo beobachtet die Empfehlungen der ISS aufmerksam, denn dessen Klienten sind Aktionäre wie Pensionsfonds, Investmentfonds und andere Großinvestoren, welche den Ratschlägen der ISS meistens folgen. Und die ISS hat ihren Klienten bereits geraten, nicht für die Wiederwahl des Yahoo-Gehaltsausschusses zu stimmen.
Auch Eric Jackson, Chef der Unternehmensberatung Jackson Leadership Systems, verlangt, dass sieben von zehn Direktoren ihren Hut nehmen sollten. “Ich will frischen Wind im Aufsichtsrat sehen. In letzter Zeit handelte das Gremium eher selbstgefällig. Ein jugendlicher Einfluss mit kritischen Fragen und neuen Perspektiven kann nur von Vorteil sein”, so Jackson.
“Yahoos Aufsichtsrat fühlt sich vollends den Aktionären und der Steigerung des Unternehmenswertes verpflichtet. Wir werden zusammen mit dem neuen CEO Jerry Yang Yahoos Management stärken, um unser Wachstumspotenzial voll auszuschöpfen”, sagte dagegen Helena Maus, Sprecherin von Yahoo.
Doch angesichts der negativen Stimmung auf der Aktionärsversammlung könnte der Aufsichtsrat schon dieses Jahr neu besetzt werden – entweder durch Rücktritte oder durch Neunominierungen.