Microsoft standardisiert eigenen PDF-Konkurrenten

Mit XPS will Microsoft eine Alternative zu dem weit verbreiteten und seit Jahren etablierten Adobe-Dokumenten-Format PDF (Portable Document Format) schaffen. Den Microsoft-Kritikern geht das zu weit. Sie argumentieren, dass der Softwarehersteller inzwischen zu viel Kontrolle über das Standardisierungsgremium gewonnen habe und rufen Ecma (European Computer Manufacturers Association) auf, die Standardisierung von XPS auszusetzen.

Auf der Webseite erklärt das Gremium, mit TC46, so die offizielle Bezeichnung der Ecma, einen formalen Standard für Büroanwendungen zu schaffen, der mit Office Open XML voll kompatibel ist. Office Open XML ist ebenfalls ein Microsoft-Format,  das zunächst durch Ecma ratifiziert wurde. Im Verlauf des Jahres soll Office Open XML auch noch durch ISO ratifiziert werden, das bereits mit dem Open Document Format einen Standard für Büroanwendungen zertifiziert hat.

XPS indes ist ein Format, das nativ von Microsoft Office 2007 unterstützt wird. Somit ist Microsoft Office derzeit das einzige Produkt am Markt, das eine native Unterstützung für diese Format bietet. Adobes PDF, derzeit der De-facto-Standard bei Dokumenten, wird von Office 2007, der jüngsten Version der Bürosoftware, lediglich als Adon unterstützt.

Nun werfen Kritiker Microsoft vor, das Gremium Ecma für eigene Interessen zu missbrauchen. So durften etwa während der Ratifizierung durch Ecma andere Organisationen keine Implementierungen des Open-XML-Standards bauen. Daher würde, so die Kritiker, der Standard am Ende genau so aussehen, wie Microsoft ihn gerne hätte.

“Wenn Open XML und jetzt Microsofts XML Paper Specification beide durch Ecma hindurchsegeln und schließlich von ISO aufgenommen werden, dann kann man eigentlich auch sagen: ‘Game over’ für freie Standards”, so Andrew Updegrove, Anwalt für Urheberrecht und Aktivist für offene Standards in seinem Blog.

Updegrove sieht noch eine weitere Gefahr: Durch Microsofts Vorstoß würden auch andere Hersteller animiert, ihre Produkte oder Technologien standardisieren zu lassen. Das Ergebnis wäre eine Flut “unnötiger” Standards. Dies würde dem eigentlichen Ziel eines Standards entgegenstehen, nämlich Übereinkunft über eine bestimmte Technologie zu erhalten, die für alle Beteiligten eine optimale Lösung darstellt und nicht nur für einen einzelnen Hersteller. Daher müsse nun eine “Linie im Sand” gezogen werden, und Ecma 376 (Open XML) zurückgewiesen werden, bevor es zu spät sei.

Ins gleiche Horn stößt auch Bob Sutor, Vice President Open Source bei IBM. Auch er sieht die Standardisierung von XPS durch Microsoft beeinflusst. Microsoft setze seine Wünsche durch. Der Standard werde nicht von einer unabhängigen Gruppe definiert.

Silicon-Redaktion

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