Appliances drängen ins Data Warehouse

Mehrere amerikanische Start-ups bringen frischen Wind in den Markt für Data Warehousing. Mit dedizierten Komplettsystemen und einem äußerst aggressiven Pricing wolle sie Teradata und Co das Fürchten lehren.

Das Preisgefüge im Data-Warehouse-Markt ist also in Bewegung. Vor allem das Teradata-Marketing schießt regelmäßig gegen die DWAs. In einem von Teradata finanzierten White Paper kritisiert der amerikanische Berater Neil Raden die DWA-Konkurrenz: Teilweise seien solche Appliances nur abgespeckte Versionen relationaler Datenbanken. Ihnen fehle der Großteil der Funktionalitäten, die im Lauf von mehr als 25 Jahren Data Warehousing entwickelt worden seien. “Es mangelt ihnen nicht nur an Datenbankfunktionen, sondern auch an lebenswichtigen Fähigkeiten wie Systemmanagement, Load-Balancing und Mixed-Load-Management”, so Raden weiter.

Laut Rüdiger Spies, Independent Vice President Enterprise Applications bei IDC, könnten DWAs für Anwender immer dann interessant sein, wenn große, homogene Datenmengen analysiert werden müssen. “Auch im RFID-Umfeld wird es solche Szenarien geben”, ist er sich sicher. Trotz der Vorteile, die Appliances unzweifelhaft haben, hat Spies beim DWA-Ansatz Bedenken: “Wenn ein Unternehmen eine Architekturstrategie bereits umgesetzt hat, dann holt es sich mit einer Data Warehouse Appliance einen neuen Fremdkörper ins Haus.” Standardaufgaben, zu denen auch Data Warehousing gehöre, sollten jedoch in aller Regel mit Standardarchitekturen gelöst werden, so der Analyst. “Außerdem laufen Data Warehouse Appliances dem Trend entgegen, dass die Analytik zunehmend in die Applikationen integriert wird.” Durch ein DWA gäbe man also den geschlossenen Kreislauf aus Transaktion, Analyse und Rückschluss wieder auf.

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Vor allem Telcos und Einzelhändler mit ihren riesigen Datenmengen könnten an den Data Warehouse Appliances Gefallen finden, urteilt Ovum-Analystin Alys Woodward. Kein Wunder, dass Unternehmen wie Orange oder Amazon zu Netezzas Kunden gehören.

Inzwischen haben sich weitere amerikanische Start-ups das DWA-Konzept auf die Fahnen geschrieben. Allerdings scheinen sie noch nicht so weit zu sein wie Netezza – zumindest was Referenzkunden betrifft, denn Netezza nennt keine Zahlen, die den wirtschaftlichen Erfolg dokumentieren könnten. Im Gegensatz dazu haben Datallegro, Greenplum, Vertica oder Calpont – um vier Beispiele für DWA-Anbieter zu nennen – teilweise noch nicht mal ein verkaufbares Produkt, nur Risikokapital und Visionen.

In diesem Frühjahr haben Business Objects und Netezza angekündigt, eine Komplettlösung für Business Intelligence (BI) auf den europäischen Markt zu bringen, die hardwareseitig mit einer DWA arbeitet. Sie richtet sich an Mittelständler, die sich “im SAP-Umfeld mit Data Warehousing und Reporting bislang schwer tun”, erläutert Horst Meiser, Product Marketing Manager für den Bereich Europa, den Mittleren Osten und Afrika. Für Netezza wäre dies also ein neuer Kundenkreis.

Nicht für jeden Geschmack

Als BI-Software kommt in dem Komplettpaket Crystal Decisions von Business Objects zum Einsatz. Die integrierte Lösung gibt es als 1- und 3-Terabyte-Konfiguration. Das Angebot befinde sich noch im Aufbau und werde über Partner vertrieben, so Meiser. Bislang ist dies nur die Kölner UFD. Business Objects und Netezza versprechen niedrige Kosten und einen einfachen Einsatz der BI-Anwendung.

Bei den Data Warehouse Appliances handele es sich um einen intelligenten Ansatz für einen eigentlich besetzten Markt, findet IDC-Analyst Rüdiger Spies. Er wolle von den DWAs nicht grundsätzlich abraten, aber sie lohnten sich sicherlich nur für einen relativ geringen Prozentsatz der Unternehmen. “Sie sind derzeit taktische, schnell zu implementierende Lösungen. Ein strategischer Einsatz erfordert die saubere Einbindung in eine Data-Warehouse-Gesamtkonzept”, so Spies weiter. “Daher sprechen DWAs mehr die amerikanische Mentalität an, anstehende Aufgaben kurzfristig zu lösen, als den Wunsch der Europäer nach einer langfristigen homogenen IT-Strategie.”