Da bieten sich die mittlerweile sehr unterschiedlichen Anbieter mit ganz verschiedenen Modellen an. “Die marktweit immer mehr abnehmende eigene Fertigungstiefe sorgt dafür, dass bei der Auswahl eines Anbieters die Frage der Anforderungen immer mehr in den Vordergrund rückt”, sagte Hartmut Lüerßen, Geschäftsführer der Marktforschungs- und Beratungsfirma Lünendonk.
So bestimme beispielsweise das Anforderungsmanagement – das ist vor allem die genaue Definition der Aufträge, des Ergebnisses und des Wegs dorthin, wie in der Kommunikation mit einem Anbieter – die Art des Dienstleisters. Dies sei ausschlaggebender als örtliche Nähe oder andere Faktoren. Branchenkompetenz ist allerdings auch hier ein KO-Kriterium. Und der Markt hat sich so weit stabilisiert, dass er sich mit scharfen Konturen vom Rest des Marktes abhebt und eigene Studien und eigene Berater erfordert. “Seit wir im Jahr 1983 die ersten Lünendonk-Listen über Software und Services erstellt haben, ist der Bereich R&D Services klarer hervorgetreten, wobei er sich auch intern immer differenzierter darstellte”, sagte Lüerßen.
Die jüngste R&D-Services-Trendstudie von Lünendonk sagt grundsätzlich aus, dass der Markt in Deutschland wächst, dies teilweise sogar zweistellig. Vor allem deshalb, weil immer mehr Firmen bei Innovation und der erfolgreichen Umsetzung auch in der eigenen Produktkette mit Partnern zusammenarbeiten. Das tun sie Inhouse oder in externen Services – möglicherweise auch Offshore. Dieser Entwicklung folgend, geht der Trend demnach in Richtung von so genannten Wertschöpfungspartnerschaften. Das heißt, dass die Anbieter ihre Dienste koppeln, verschiedene Modelle in petto haben und flexibel auf die Bedürfnisse nach Know-how und Kapazitäten reagieren.
Entsprechend stellen sich die Anbieter als Allrounder auf, die von der Innovationsberatung über Produktdesign und Software- oder Hardware-Entwicklung, Test Engineering, Systemintegration bis zum hochwertigen After-Sales-Services die gesamte Leistungskette anbieten. In zunehmendem Maße übernehmen die Anbieter dabei das unternehmerische Risiko. Für die Anbieter heißt dies, auch bei ein und demselben Kunden zusammenhängende Leistungen zu bieten. Dieser genießt dann den Vorteil, seinen Steuerungsaufwand über die Partnerlandschaft hinweg zu reduzieren. Da die Anbieter heute oft international aufgestellt sind, gibt es auch dabei noch einmal Zugriff auf Faktoren, die Kosten reduzieren können, beispielsweise durch Software-Design aus Indien.
Die Verwechslung mit IT Services sieht Lüerßen dabei nicht gern. Er betonte bei der Vorstellung der Studie, dass es den R&D-Serviceanbietern um die Produkte des Kunden und ihre Platzierung am Markt geht, während der IT-Dienstleister einen Unternehmensbereich, die IT, über die Prozesse hinweg bedient. “Bei R&D Services verbleibt das fertige Produkt nicht im Kundenunternehmen, es wird umgehend an deren Kunden weiterverkauft; oft als Teilprodukt zusammen mit einem fertigen Gesamtprodukt; IT-Services-Anbieter digitalisieren hingegen und optimieren die Prozesse im Unternehmen des Services-Kunden”, so Lüerßen.
Doch bei allen Vorteilen hat der Markt für R&D Services in Deutschland noch mit Problemen zu kämpfen. Neben der allgegenwärtigen Frage des Fachkräftemangels sorgt auch die Entwicklung der Dienstleister selber für eine starke Konsolidierungsbewegung, die zu Übernahmen und Konzentrationen am Markt führen wird. Schließlich seien heute erst die wenigsten Anbieter in der Lage die komplexen Prozesse aus Forschung und Entwicklung so komplett und flexibel wie notwendig zu übernehmen. Zu den wenigen, die dies heute schon beherrschen und daher auch die lukrativen, forschungsfreudigen Kunden aus der deutschen Automotive-Branche erreichen, gehören die Niederlassungen großer europäischer und internationaler Anbieter wie Tieto Enator und Altran.
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