Das berichtete die britische Wirtschaftszeitung Financial Times unter Berufung auf ein Schreiben von Google-Chef Eric Schmidt an Kevin Martin, Leiter der FCC (Federal Communications Commission). Als Bedingung nannte der Suchmaschinenbetreiber die Schaffung eines offenen Breitbandnetzwerkes, in dem jede Software und Geräte unterschiedlicher Standards genutzt werden können. Auch sollten Drittanbieter zu günstigen Bedingungen Kapazitäten von Lizenznehmern mieten dürfen. Damit soll gewährleistet werden, dass die Nutzer Endgeräte und Provider wie beim herkömmlichen Internet-Zugang frei wählen können.
Diese Klauseln sind im Regulierungsentwurf der FCC nicht enthalten. Die endgültigen Regularien für das 700-Megahertz-Band stehen zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht fest. Sollte die FCC einer Öffnung der technischen Standards zustimmen, will Google in den USA ein eigenes Mobilfunknetz aufbauen.
Google begibt sich damit in direkte Konkurrenz zu AT&T und Verizon Wireless. Die beiden größten US-Mobilfunker haben ihre Marktdominanz in den letzten Monaten durch Übernahmen noch ausgebaut. Würde der Betrieb offener Netze ermöglicht, könnten Anbieter mit herkömmlichen Geschäfts- und Gebührenmodellen massiv unter Druck geraten. Möglich wäre beispielsweise, dass das mobile Telefonieren kostenlos angeboten wird und die Umsätze stattdessen mit mobilem Content generiert werden.
Mit dem Zugang zur mobilen Datentransport-Infrastruktur könnte Google zudem Inhalte über ein eigenes Netz an mobile Nutzer verteilen. Umgekehrt könnte das Unternehmen aber auch mit Hilfe seiner geographischen Dienste den momentanen Standort der Nutzer in Echtzeit auswerten.
Die Mobilfunkbetreiber reagieren mit Ablehnung auf das Engagement Googles. Google arbeite daran, die Lizenzbedingungen bereits im Vorfeld nach seinen eigenen Vorstellungen zu gestalten, sagte Steve Largent, der Leiter des Mobilfunk-Branchenverbandes in den USA, CTIA. Traditionelle Geschäftsmodelle würden durch den Betrieb offener Netze bedroht.
FCC-Chef Martin hatte hingegen kürzlich in einem anderen Zusammenhang gesagt, dass die Nutzer seiner Ansicht nach vom Bau eines offenen Netzes profitieren könnten. Die zögerliche Verbreitung von Handys, die auf WLAN-Basis arbeiten, könnte dadurch deutlich beschleunigt werden. Googles Vorstoß könnte daher gute Chancen auf Erfolg haben.
Ein eigenes Mobilfunkangebot würde voraussichtlich auch Googles Geschäft mit Internetanzeigen beflügeln, in dem der Marktführer im zweiten Quartal erstmals seit seinem Börsengang vor drei Jahren nur geringe Zuwachsraten vorweisen konnte. Der Nettogewinn von 925 Millionen US-Dollar – der einem Plus von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal entspricht – hatte deutlich unter den Prognosen gelegen. Analysten hatten dem Konzern daraufhin vorgeworfen, zwischen April und Juni zu viel Geld ausgegeben zu haben.
Dass sich der Suchmaschinenspezialist für den Bereich Mobilfunk interessiert, hatte letzte Woche bereits Googles Investition von 25 Millionen US-Dollar in das britische Start-up Ubiquisys gezeigt, einen Hersteller von Femtocells. Femtocell-Systeme werden an Breitbandanschlüsse angebunden und stellen eine schnelle und kostengünstige Verbindung zum Netzwerk des Mobilfunkanbieters her. Sie können aber auch in Gateway-Geräte mit WiFi, DSL, Ethernet, Telefonanschlüssen und USB integriert werden und als lokale 3G-Basisstationen dienen.
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