PCs werden nochmals teurer

Beim Kauf von IT-Geräten werden in Deutschland automatisch Urheberrechtsabgaben fällig, durch die das legale, private Kopieren von Texten, Bildern oder Musik pauschal abgegolten werden soll. Schon jetzt zahlen die Hersteller beispielsweise Abgaben für jeden CD-Brenner, nämlich 7,21 Euro, und DVD-Brenner (9,21 Euro) an die so genannten Verwertungsgesellschaften. Diese verstehen sich als Verwalter der Text- und Bildrechte von beispielsweise Autoren und Fotografen.

Nach jahrelangen Abwehrschlachten hatte das Oberlandesgericht München im vergangenen Jahr zudem entschieden, dass ein PC als Kopierwerk angesehen werden muss – und damit zusätzliche Abgaben von zwölf Euro fällig werden. Aktuell überprüft der Bundesgerichtshof das Urteil. Und nun schlägt das Deutsche Patent- und Markenamt vor, zusätzlich 15 Euro pro Rechner an die Verwertungsgesellschaften abzuführen. Ein Rechner fungiere mittlerweile quasi als Aufnahmegerät, und dafür seien Abgaben abzuführen. Das berichtete zunächst die Financial Times Deutschland. Jörg Portmann, Vorsitzende der Schiedsstelle der DPMA, bestätigte dies gegenüber silicon.de. Eineinhalb Jahren habe man an dem entsprechenden Einigungsvorschlag gearbeitet.

“Die Hersteller von PCs schaffen die Möglichkeit, Rechner als Speichermedien für Bild und Ton zu benutzen. Da es bereits eine Abgabe auf Rekorder gibt, halte ich eine äquivalente Behandlung von PCs für sehr gerechtfertigt”, so Portmann. “Einige Hersteller – nicht nur einer – werben explizit mit der Möglichkeit des Speicherns ganzer Filme und Fernsehserien. Eine Vergütungspflicht sehe ich damit als unumgänglich an.”

Selbstverständlich hielten die PC-Hersteller die neuerliche Abgabe für ungerecht – “wir aber müssen uns an das Gesetz halten”, so Portmann weiter. Dieses schreibt eine Abgabe von 18,42 Euro vor – “allerdings stammt dieses Gesetz ursprünglich bereits aus dem Jahre 1965. Heute wird für einen Brenner eine Abgabe von 9,21 Euro fällig – eine Festplatte verfügt nun aber über eine deutlich größere Speicherkapazität als ein Wechselmedium. 15 Euro halte ich unterm Strich für sehr gerechtfertigt.” Die Kalkulationen dazu liegen offen und können beim Amt eingesehen werden.

Bei den 15 Euro handelt es sich zunächst um einen Einigungsvorschlag der Schiedsstelle – möglicherweise werden sich der Gesetzgeber und die Hersteller – nicht zuletzt unter dem Druck einer neuen Gesetzeslage zum 1. Januar 2008 – jedoch auf einen niedrigeren Betrag einigen. “Irgendwo zwischen 0 Euro – was die Hersteller natürlich wollen – und den von uns als sinnvoll angesehenen 15 Euro.” Sollte es nicht zu einer Einigung kommen, “wird sich das Verfahren sicherlich noch gut dreieinhalb Jahre hinziehen. Das geht dann von Instanz zu Instanz, angefangen beim Landgericht”, sagte Portmann.

Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit einer Einigung groß, “angesichts eines Streitwertes von nicht 200 sondern eher 500 Millionen Euro”, so Portmann. Aktuell geht es nur um die Geräte, die im Zeitraum vom Januar 2002 bis Dezember 2005 verkauft worden sind. Eine Schätzung, wonach in diesem Zeitraum etwa 13 Millionen Rechner über die Ladentheke gingen, hält Portmann für wirklichkeitsnah. Daraus resultierte eine Nachzahlung in Höhe von rund 200 Millionen Euro. Nach 2005 seien aber weitere PCs abgesetzt worden – schnell wäre man bei einem Streitwert von bis zu einer halben Milliarde Euro. Erst 2009 verjährten die Forderungen, insofern könnten die PC-Hersteller nur schwerlich auf Zeit spielen.

Silicon-Redaktion

Recent Posts

KI als Waffe

Politik, Wirtschaft und Privatpersonen müssen gemeinsam handeln, um Schutzmechanismen zu entwickeln – ohne das innovative…

17 Stunden ago

Cybersecurity Workforce Research Report: Cybersecurity wird zum Teamsport

Geringere Nachfrage nach Cybersicherheitsfachleuten und Fokussierung auf technische als auch organisatorische Fähigkeiten liegen angesichts der…

17 Stunden ago

Cybersicherheit in der Supply Chain: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist Pflicht

Die Abhängigkeit von Drittanbietern erhöht das Risiko erheblich, denn jede Station in der Lieferkette kann…

18 Stunden ago

KI in jeder siebten Arztpraxis

Laut einer Studie von Bitkom und Hartmannbund haben 15 Prozent der hiesigen Praxen mindestens eine…

1 Tag ago

Digitales Ökosystem soll Rohstoffverbrauch senken

Fraunhofer-Forschende wollen die Wertschöpfungskette von Rohstoffen transparenter machen. Ziel ist eine bessere Kreislaufwirtschaft.

1 Tag ago

Öffentliche Hand forciert Cloud-Transformation

Lünendonk-Studie: 54 Prozent der befragten Verwaltungen wollen den Cloud-Anteil ihrer Anwendungen bis 2028 auf 40…

3 Tagen ago