Im Jahr zuvor waren es noch 1,54 Milliarden Dollar Nettoergebnis. Die Zeichen beim Marktführer der Kommunikationstechnik stehen klar auf Wachstum durch die “zweite Phase des Internets”. Die ist von anderen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen geprägt, als es in der ersten Phase der Fall war. Damals ging es um die Verkabelung der Kommunikationsstruktur in den Firmen. Dort war Cisco der unbestrittene Meister. Heute geht es um Breitband für jedermann. Auch hier kann Cisco – nach Anfangsschwierigkeiten – nun erfolgreich punkten.
Dabei war Cisco eigentlich bekannt als “Net-Plumber”. So nennt man in der amerikanischen IT-Industrie die Ausrüster von Kommunikationsstrukturen in Unternehmen und bei den Telekom-Carriers. Doch von diesem Image will John Chambers weg. “Wir sind keine Klempner mehr”, sagte der Chef von Cisco nach Bekanntgabe der jüngsten Geschäftszahlen in einem Interview mit dem Finanzsender CNBC. Und in der Tat, nur Klempner zu sein wäre schlecht für den Marktführer der Netzausrüster. Das können die beiden “roten Netzklempner aus dem Reich der Mitte”, Huawei und ZTE aus Shenzhen mit ihren kostengünstigen Produktionsstrukturen besser.
Doch wie die jüngsten Zahlen beweisen, ist es John Chambers gelungen, diesen engen Kreis der Netzklempner, bei denen Häuser wie Alcatel-Lucent, Nortel und nicht zuletzt Siemens reichlich Schwierigkeiten haben, zu verlassen. Cisco scheint auf dem Weg, sich in raschen Schritten als Systemhaus und Serviceprovider für die Kommunikationsstrukturen der Zukunft zu etablieren und so seinen Führungsstatus zu sichern.
Dabei profitiert Cisco von der vor allem in den USA wachsenden Beliebtheit von Online-Videos. “Videos treiben die Nachfrage nach Netzwerken und haben damit das Zeug zu einer echten Killer-Anwendung”, sagte Chambers. Derartige Angebote im Internet laufen nur auf der Basis eines schnellen Datenverkehrs, der wiederum die entsprechende Infrastruktur braucht. Viele Kommunikationsfirmen – Kabelanbieter wie auch Telekom-Carriers – rüsten daher ihre Netze auf, wovon Cisco massiv profitiert.
Zusätzlich, so Chambers, wird das erfreuliche Wachstum auch von einem Vordringen in neue Märkte angetrieben. So seien die Aufträge in Schwellenländern im vergangenen Quartal um fast 50 Prozent gestiegen.
Besonders aber sorgen, wie das Beispiel der Online-Videos zeigt, neue Geschäftsfelder für höhere Erlöse. Im Zuge dieses Trends investierte Cisco zuletzt stark in die Bereiche Unterhaltungselektronik und Büroanwendungen. So erwarb das Unternehmen im vergangenen Jahr den Hersteller von Kabelfernseh-Set-top-Boxen, Scientific Atlanta. Dessen Umsätze seien um mehr als 30 Prozent gestiegen. Insgesamt wurden im Geschäftsjahr 2007, das am 28. Juli endete, elf Unternehmen in das Cisco-Imperium mit Sitz in der Silicon-Valley-Hauptstadt San Jose eingegliedert. Darunter waren Spezialisten, die aus Bereichen kommen wie Social Networks und Sicherheit für den E-Mail-Verkehr.
Angesichts dieser Entwicklung dürfte die Konsolidierung am Markt der Netzausrüster rasch weiter fortschreiten. Die chinesischen Ausrüster sind zwar Meister der Massenfertigung und arbeiten mit Erfolg an den Netzen der nächsten Generation (NGN). Doch für eine Vermarktung in den USA und Europa, wie dies Cisco nun erfolgreich praktiziert, fehlt ein weltweit erfahrenes Management in Vertrieb und Marketing. Bisher konnte Huawei vor allem als Lieferant für Infrastrukturen in Ländern der Dritten Welt, aber auch für die Deutsche Telekom, punkten. In den Industrieländern könnten Joint Venture mit den schwächenden Größen wie Alcatel-Lucent und Nortel eine Chance haben. Die erste Gemeinschaftsfirma dieser Art – Huawei-3Com, nun H3C – war allerdings nicht erfolgreich.
Und übrigens: Unabhängig von den glänzenden Zahlen wechselt der weltgrößte Netzwerker seinen Finanzchef aus. Der 50-jährige Frank Calderoni folgt auf Dennis Powell, der nach dem zweiten Geschäftsquartal 2008 in den Ruhestand gehen wird.
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