Interview: “Integration macht die IT schneller”

Der weltweit agierende fränkische Textilhersteller s.Oliver hat als eines der ersten deutschen Unternehmen eine Service-orientierte Architektur (SOA) eingerichtet. Das 1969 gegründete Unternehmen ist in über 30 Ländern vertreten und verfügt über 65 eigene Läden, 324 Stores mit Partnern, 1577 Shops sowie 1521 Flächen. Mit 2750 Mitarbeitern weltweit wurden im Jahr 2006 904 Millionen Euro umgesetzt. Täglich werden von der Logistik ca. 350.000 Artikel umgeschlagen. Nach Aussage von Stefan Beyler, CIO der s.Oliver Group, war der Weg zur SOA eher steinig.

silicon.de: Herr Beyler, wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, eine Service-orientierte Architektur (SOA) einrichten zu wollen?

Beyler: Der Grund war ganz einfach: Die IT sollte schneller werden und die Mitarbeiter in den Fachabteilungen sollten ihre Prozesse selbständig verändern können. Sie müssen verstehen, dass die s.Oliver Group weltweit 40 Millionen Artikel pro Jahr in zehn verschiedenen Produktlinien herstellt. Alle vier Wochen wird eine neue Kollektion auf die Beine gestellt. Durch die allgemeine Vertikalisierung, sprich: Steigerung der Flächenproduktivität und Schaffung einer täglich gelebten Partnerschaft mit dem Handel, hat sich unser Geschäft erheblich verändert – und damit auch die Prozesse. Alles muss schneller und flexibler erfolgen, so dass die geschäftliche Wertschöpfung weiterhin hoch sein kann.

silicon.de: Wie fingen Sie an und wo stehen Sie jetzt?

Beyler: Die erste Abteilung, die wir mit Reenginering SOA-fähig gemacht haben, ist der Sales-Bereich. Der komplette Bestell- und Verkaufsprozess wird als zweisprachiger Webservice überall auf der Welt in unseren Filialen eingesetzt und stellt einen echten Wettbewerbsvorteil dar. Nicht nur ist der Webservice leicht einzubinden, sondern auch leicht von der Zentrale zu aktualisieren. Er ist in das Unternehmensportal eingebunden, das schon vor der SOA existierte.

Alles begann 2002, als die Idee für eine SOA aufkam, nur hat das damals niemand so genannt. Es hieß ‘Enterprise Application Integration’ (EAI). Zwei Jahre Vorbereitungen waren notwendig, bevor wir 2004 und 2005 mit der Umsetzung des Konzepts und der Software beginnen konnten. Am 27. Februar 2006 nahmen wir den ersten Webservice in Betrieb.

silicon.de: Welche Anwendungen sind in diese Struktur eingebunden?

Beyler: Wir arbeiten mit drei verschiedenen ERP-Systemen [Enterprise Resource Planning], darunter einer Warenwirtschaft. Von homogenen Systemen konnte keine Rede sein, an Homogenisierung war nicht zu denken. Also konnte nur Integration der Schlüssel zur Beschleunigung der IT sein. Die neue Architektur basiert also auf der “alten” IT-Struktur.

Durch eine zweite Schicht darüber lassen sich nicht nur diese Backend-Systeme, sondern auch die Prozesse, sobald sie als Webservice bereitstehen, orchestrieren und von den Mitarbeitern neue Prozessbausteine zusammenstellen. Die Kommunikation zwischen den Bausteinen und Anwendungen erfolgt über einen Enterprise Service Bus [ESB], der vom IBM WebSphere Process Server gesteuert wird. Hier ist sozusagen die Geschäftslogik implementiert. Der ESB ist mit dem Service Repository integriert, in dem alle registrierten Services vorliegen. Im IBM WebSphere Product Server betreiben wir unser Master Data Management der Produkte.

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Silicon-Redaktion

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