Traditionsmarke Atari am Ende

Wie Atari am Dienstag mitteilte, tritt im Zuge der Ereignisse auch der bisherige CEO David Pierce von seinem Amt zurück. “Dass Atari seine Produktion irgendwann einstellt, war abzusehen. Das Unternehmen hat bislang sein Geschäftsdebakel fortgesetzt und ich schließe zum jetzigen Zeitpunkt nicht aus, dass die Marke bald gänzlich aufgelöst wird”, sagt Bernd Hartmann, Analyst bei der Goldmedia GmbH Media Consulting & Research.

Laut der französischen Atari-Mutter Infrogrames Entertainment möchte man sich künftig verstärkt auf den nordamerikanischen Vertriebsmarkt konzentrieren. Zudem teilte das Unternehmen mit, dass die Lizenz für das aktuelle Spiel ‘Test Drive’ an Infogrames abgegeben wurde. Branchenbeobachter sehen die Einstellung der Spieleproduktion als Konsequenz derzeitiger Umstrukturierungen, die nicht nur Atari selbst, sondern auch Infogrames als Eigentümer betreffen. Außerdem wird immer wieder betont, dass sich Atari seit dem Aufkommen der Heimcomputer-Industrie bereits mehrfach in der Krise befand.

“Das aktuelle Einstellen der Produktion kann insgeheim als Eingeständnis Ataris gewertet werden, dass sämtliche Konzepte zur Rettung des Unternehmens nicht aufgegangen sind. Vielmehr haftet Atari bis heute noch zu sehr der Charme der 1980er-Jahre-Retro-Spiele an. Gegen etablierte Spielekonsolen-Marktplayer wie Sony, Nintendo oder Microsoft hatte Atari in den vergangenen zehn Jahren nicht wirklich eine Chance”, unterstreicht Hartmann. Dem Experten zufolge sind die Geschehnisse als “Ausstieg auf Raten” zu bewerten.

Der Rücktritt von Pierce reiht sich in eine Reihe personeller Umstrukturierungen. So tauschte das Unternehmen im Oktober fünf von acht Vorstandsmitgliedern aus und hoffte, damit frischen Wind in das Management zu bringen. Diesen Versuch werten Analysten jedoch als misslungen. Verbunden mit dem Zusammenbruch seines Computergeschäfts und dem spektakulären Misserfolg der Konsole ‘Jaguar’ schlitterte Atari 1996 unaufhaltsam zuerst in rote Zahlen und später in den Konkurs. Als Konsequenz folgten Besitzerwechsel, bis Infogrames 2001 das Unternehmen kaufte und folglich wieder Spiele herstellten konnte.

Obwohl die französische Muttergesellschaft 2003 all ihre Game-Aktivitäten unter der Traditionsmarke Atari zusammenfasste, ließ ein positiver Nutzeneffekt auf sich warten. Die verlustreichen Geschäftszahlen für das Jahr 2006 verdeutlichen die Krise – Atari “erwirtschaftete” ein Minus in Höhe von 70 Millionen Dollar.

Silicon-Redaktion

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