Fernstudium als Antwort auf den Fachkräftemangel

Nach Berechnungen des Bundesverbands Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) gebe es im IT-Sektor 25.000 bis 28.000 offene Stellen. Zusätzlich suchten die Anwenderbranchen vom Maschinenbau über den Handel bis zu Finanzinstituten mindestens 10.000 weitere IT-Fachkräfte. Der Branchenverband Bitkom macht sich daher für qualifizierte Zuwanderer stark. Aber auch hiesige Arbeitskräfte könnten sich für den ausgedörrten Markt flüssig machen, etwa durch ein Fernstudium der Informatik. Beispielsweise an der Fachhochschule in Trier.

Ein solches Fernstudium ist Weiterbildung. Denn einschreiben kann sich nur, wer ein Erststudium absolviert hat oder bereits einschlägige IT-Berufserfahrung vorweisen kann. Einen erfolgreichen Abschluss schafft aber nur, wer ein hohes Durchhaltevermögen mitbringt. Denn studiert wird parallel zur Arbeit.

Frank Balmes hat sofort auf die Krise in der Baubranche reagiert und sich vorsorglich in Informatik eingeschrieben. Das war vor vier Jahren. Weil der heute 35-Jährige auf ein festes Einkommen angewiesen ist, fiel seine Wahl auf ein Fernstudium an der Fachhochschule in Trier. Für Informatik hat er sich deshalb entschieden, weil er bereits während seiner Zeit in der Bauwirtschaft IT-Beauftragter im Unternehmen war und “sich mein Job dadurch ohnehin in Richtung Informatik entwickelte”. Zwei Jahre, nachdem er sein Studium aufgenommen hatte, meldete sein Arbeitgeber Insolvenz an. “Hätte ich nicht schon Zertifikate aus dem Studium vorlegen können, dann wäre es wohl schwierig geworden, einen neuen Job im IT-Umfeld zu bekommen”, sagt er.

Nahtlos wechselte er aus der Baufirma ins Rechenzentrum des Universitätsklinikums Bonn. “Wir sind innerbetrieblicher Dienstleister und stellen den Kliniken IT-Service zur Verfügung”, beschreibt Balmes seine Aufgabe. Neben dem Job hat er vier Jahre am Stück studiert. Jetzt macht er ein Urlaubssemester, um im nächsten seine Diplomarbeit zu schreiben und damit das Studium abzuschließen. Es ist bereits das zweite, denn zuvor hat er Bauingenieurwesen studiert, in Koblenz und in Präsenz.

Das Fern-Diplomstudium ist ein verkürztes Hochschulstudium und entspricht einem viersemestrigen Aufbaustudium in Präsenz. Die Studenten lernen zu Hause und kommen pro Semester an fünf bis zehn Tagen zusammen, um Praktika zu absolvieren und die Prüfungen zu schreiben. Im Diplomstudium wie im Zertifikatstudium erhalten sie für jedes absolvierte Fach ein Einzelzertifikat. Dadurch sind die erworbenen Kenntnisse sofort nachweisbar. In Vollzeit dauert das Studium vier, in Teilzeit acht Semster und kostet insgesamt rund 8500 Euro. Die Studiengebühren und Fahrkosten zu den Prüfungen können bei der Einkommensteuererklärung geltend gemacht werden.

Die Fachhochschule Trier kooperiert im Fernstudienbereich mit der Zentralstelle für Fernstudien an Fachhochschulen in Koblenz. Aufgabe der Zentralstelle ist es, die Entwicklung und Durchführung von Fernstudien an Fachhochschulen in den drei Ländern Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu fördern. In anderen Bundesländern gibt es andere Modelle, die Möglichkeit zu einem Fernstudium sind aber fast überall gegeben – ob an einer staatlichen oder privaten Hochschule. In den drei Ländern sind über die Zentralstelle zurzeit insgesamt etwa 2000 Fern-Studenten eingeschrieben. Darunter sind Studierende im ersten Studium, Hochschulabsolventen, die einen weiterbildenden Studiengang absolvieren und Berufspraktiker, die Weiterbildungskurse mit Zertifikatsabschluss belegen.

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Silicon-Redaktion

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