Uwe Steixner ist seit mehr als zwei Jahren Online-Networker. Langweilig wird ihm dabei nicht. Ganz im Gegenteil. Über das Netzwerk Xing hat er eine Vereinskameradin aus dem Schwimmverein gefunden, zu der er seit 15 Jahren keinen Kontakt mehr hatte, wie zu einem früheren Nachbarn, mit dem er im Sandkasten spielte. Networking macht ihm in erster Linie Spaß. “Kontakt zu Menschen zu knüpfen und zu halten, die mir im Laufe meines Lebens über den Weg gelaufen sind”, nennt der 30-jährige Wirtschaftsinformatiker als Gründe, warum er Mitglied in dem Netzwerk ist. Zwischen beruflichen und privaten Kontakten trennt er kaum. Denn häufig habe das eine mit dem anderen zu tun.
Ein Arbeitskollege hat ihn auf das Portal aufmerksam gemacht. So wurde er Mitglied. Steixner erhält wöchentlich einen persönlichen Newsletter, der auf interessante Kontakte hinweist, darüber informiert, wer auf seiner Kontaktseite war und wer von seinen Kontakten Geburtstag hat. “Das ist immer eine gute Gelegenheit, um sich mal wieder zu melden”, lautet sein Tipp. Den Newsletter liest er auf alle Fälle und er schaut sich genau an, wer sich für ihn interessiert. Manchmal packt ihn auch einfach die Lust und er stöbert seine Kontakte durch, um zu sehen, ob sich etwas verändert hat. Regelmäßig erreichen ihn über das Portal auch Job-Angebote. Doch er ist mit seinem als Senior Consultant Business Integration bei der USU AG in Möglingen bei Stuttgart zufrieden. Andere sind das vielleicht nicht und wären froh über die Offerten.
Beziehungsnetzwerke immer wichtiger
Dass Beziehungsnetzwerke für den beruflichen Erfolg immer wichtiger werden, insbesondere für hochqualifizierte Jobs, hat beispielsweise eine Studie der Hochschul-Informations-System GmbH ergeben. Danach finden mehr als die Hälfte aller Hochschulabsolventen ihre erste Arbeitsstelle über persönliche Kontakte. Wichtigster Türöffner sind dabei Unternehmenskontakte aus früheren Ausbildungen, Jobs oder Praktika. Etwa 30 Prozent der über 8000 befragten Hochschulabsolventen haben diese bereits bestehenden Kontakte genutzt, um an ihren ersten Arbeitsplatz zu kommen. Gut 20 Prozent haben zudem auf die Netzwerke von Eltern, Freunden und Bekannten zurückgegriffen. An der Weisheit ‘Es kommt weniger darauf an, was du kannst, sondern wen du kennst’, scheint einiges zu stimmen.
Kontakte + Kommunikation = Karriere. Auf diese Formel bringt es die Rhetorik- und Kommunikationstrainerin Gudrun Frey in ihrem Buch ‘Kontakte knüpfen und beruflich nutzen. Erfolgreiches Netzwerken’. Denn betrachtet man Studien, nach denen beruflicher Aufstieg nur zu einem Zehntel mit der persönlichen Leistung, zu 30 Prozent mit dem Image und zu überwältigenden 60 Prozent vom Bekanntheitsgrad abhängt, wird schnell klar: An gut geknüpften und wohl gepflegten Kontaktnetzen führt heutzutage kein Weg mehr vorbei.
Es gibt eine ganze Reihe von Online-Networking-Plattformen: ausschließlich auf Deutschland bezogene, internationale, andere richten sich an Studenten, wieder andere nur an Frauen. Bei den einen ist die Mitgliedschaft kostenlos, bei andern muss mit einer monatlichen Gebühr für das erweiterte Leistungsangebot bezahlt werden. Die Spanne reicht dabei von wenigen Euro pro Monat bis hin zu 50 Euro und mehr. Manche Online-Plattformen haben Millionen Mitglieder, andere einen ganz elitären Mitgliederkreis. Das sind dann nur wenige. Und häufig bringen die Betreiber der Plattformen die virtuelle mit der realen Welt zusammen. Das können lockere Treffs an Stammtischen oder hochkarätig besetzte Veranstaltungen sein. Denn eins ist klar: selbst wenn die Online-Netzwerke noch so gut gehegt und gepflegt werden, den persönlichen Kontakt können sie nicht ersetzen.
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