Der Expansionsdrang rührt nicht zuletzt von der seit Jahren angespannten Lage her. Sun gehört zu den IT-Unternehmen, deren Börsenkurs sich seit dem Platzen der Dotcom-Blase anno 2001 nicht wieder vollständig erholt hat. In den vergangenen Jahren sollten Initiativen zur Automatisierung des Rechenzentrums, die Konzentration auf Software (bis hin zu Java-Spielen fürs Handy) sowie Flatrate-ähnliche Bezahlmodelle für Software und Rechenleistung den Erfolg zurückbringen. Nun setzt Sun auf die Eroberung neuer Märkte in Lateinamerika, Asien und Osteuropa, die wegen ihres gewaltigen Nachholbedarfs in Sachen IT als besonders lukrativ gelten.
Laut Firmenchef Jonathan Swartz handelt es sich um eine auf lange Sicht angelegte Strategie: “Wir konzentrieren uns auf die nächste Entwicklerwelle, auf die nächste Studentenwelle, auf die nächste Forschungswelle, auf die nächste wirtschaftliche Wachstumswelle, um Sun optimal für das nächste Jahrzehnt zu positionieren – nicht nur für die nächsten Wochen oder das nächste Qualtal.” Beim Reiten auf diesen Hoffnungswellen soll Open-Source-Software helfen. Sie senkt die Hemmschwellen der kostenbewussten Käufer nicht nur in Brasilien, Russland, Indien und China (Bric).
Doch das Wachstum auf neuen Märkten geht von niedrigem Niveau aus. Nach Angaben der Marktforscher von IDC steuern die Bric-Länder derzeit 85,1 Milliarde Dollar am IT-Weltmarkt von insgesamt 1,16 Billionen Dollar bei. Hinzu kommt, dass die Zuwachsraten in den angepeilten Märkten zu einem hohen Prozentsatz aus Consumer-Elektronik und Mobilfunk herrühren. Beide zählen nicht gerade zu den Kerngeschäften von Sun.
Unklar ist zudem wieviel das Unternehmen mit Java-Software verdient, da zwar Wachstumsraten von 16 Prozent gemeldet werden, aber nicht die Basis auf der sie beruhen.
Schließlich werden die Bric-Länder nicht nur von Sun, sondern auch von allen anderen Mitbewerbern umworben. Und auch Open-Source-Software gibt es nicht nur von Sun, sondern auch von Redhat, MySQL, Ubuntu und vielen anderen.
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