Telekom fordert 3,5 Milliarden Euro Schadenersatz
Seit Jahren schwelt der Streit zwischen der Deutschen Telekom und dem französischen Medien- und Kommunikationskonzern Vivendi um den polnischen Mobilfunkanbieter PTC. Nun wurde er neuerlich angefacht.
Laut einem Bericht der Financial Times Deutschland fordert der Bonner Konzern von dem von Vivendi kontrollierten Joint Venture Telco 3,5 Milliarden Euro Schadensersatz. Die Bonner führen gegen die Franzosen eine Behinderung ihrer Geschäftsentwicklung ins Feld.
Der Wert von PTC habe sich durch das jahrelange Ringen um den Mehrheitsanteil an dem polnischen Mobilfunkbetreiber verringert, begründete ein Telekom-Sprecher die Forderung. Man werde sich daher rechtliche Schritte vorbehalten. Vivendi streitet die Vorwürfe ab und kündigte an, seinerseits gegen die Telekom vorzugehen.
Zuletzt hatte Vivendi einen Hieb gegen die Telekom geführt: Im Oktober des vergangenen Jahres reichte Vivendi in Seattle eine Klage im Streitwert von 7,5 Milliarden Dollar ein. Es ging unter anderem um die bisherigen Vivendi-Investitionen für die Mehrheit an PTC, außerdem wendete sich die Klage gegen angeblich illegale Absprachen und betrügerische Praktiken der Deutschen Telekom. Da diese Absprachen, deren die Deutschen verdächtigt werden, über US-Telephonleitungen gelaufen seien, wurde ein US-Gericht angerufen.
Die Deutsche Telekom wies gegenüber der deutschen Presse die Vorwürfe zurück und ließ verlautbaren, es gehe Vivendi nur darum, die Wachstumsstrategie der Telekom in den USA durch Negativ-Schlagzeilen zu durchkreuzen. Diese Argumentation wurde in der heutigen Klage wieder aufgegriffen. Mittlerweile sind nämlich rund 50 Verfahren anhängig, vor allem in Europa. Und das, obwohl ein Wiener Gericht 2006 der Deutschen Telekom die Mehrheit an der PTC zugesprochen hat.
Vivendis Argumentation lautet wie folgt: Die Firma habe 1999 innerhalb eines Joint Venture mit der polnischen Elektrim etwa 2,5 Milliarden Dollar investiert. Damit habe man 51 Prozent der Anteile an der PTC erworben. Die Deutsche Telekom hatte sich vor dem Einstieg von Vivendi jedoch bereits 49 Prozent der Anteile gesichert. Seither ringen die Konzerne um die Kontrolle – ohne dass sich die Anteile verändert haben. Eine dubiose Rolle dabei spielt der Kopf der Elektrim, der Investor Zygmunt Solorz-Zak. Er soll mit der Telekom konspiriert haben, um die Entscheidung des Schiedsgerichts in Wien vom Juni 2006 herbeizuführen. Mit weiteren juristischen Scharmützeln darf gerechnet werden.